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Wie das Herz nach einem Infarkt heilt

Jeder fünfte Europäer stirbt aufgrund eines Herzinfarktes. Wer ihn überlebt, muss eine Herzinsuffizienz fürchten, da das verwundete Herzmuskelgewebe oft schlecht heilt. In Würzburg ist die Wundheilung nach einem Herzinfarkt schon lange ein zentrales Forschungsthema. Nachwuchswissenschaftler aus Würzburg, Graz und Paris untersuchen in einem neuen Projekt nun gemeinsam die molekularen Heilungsprozesse im Herzen. Ziel ist es, zu erkennen, bei welchen Patienten auf Grund des Immunsystems die Wundheilung beeinträchtigt ist, und entsprechende Therapien zu entwickeln. Das Projekt wird vom Europäischen Forschungsnetzwerk ERA-CVD (European Research Area Network on Cardiovascular Diseases) mit einem Gesamtvolumen von 810.000 Euro unterstützt.

Neben dieser Unterstützung darf sich die Juniorforschungsgruppe von Dr. Gustavo Ramos am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) über eine weitere Förderung der Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) von 438.600 Euro freuen. In diesem Projekt geht es ebenfalls um die Immunantworten auf einen Herzinfarkt und konkret um die Rolle von T-Zellen beim Heilungsprozess. Hier steht die Rolle des Alterns im Fokus.

Dr. Gustavo Ramos (links) und sein Team im DZHI.
Repertoire an T-Zellen im infarzierten Herzen: Das Bild zeigt eine parallele Sequenzierung aller T-Zell-Rezeptoren, die in einem Infarktherz gefunden wurden. Jeder Punkt stellt einen einzigartigen T-Zell-Klon dar, die Größe der Darstellung gibt die relative Häufigkeit spezifischer T-Zellen an. © Gustavo Ramos / DZHI

Herz-Kreislaufkrankheiten treten mit zunehmendem Alter immer häufiger auf. Aber nicht nur Herz und Blutgefäße altern, sondern auch das Immunsystem, man spricht dann von einer Immunoseneszenz. „In den bisherigen experimentellen Studien wurde vornehmlich junges und gesundes Biomaterial untersucht, was nicht unbedingt die klinische Situation widerspiegelt“, erläutert Dr. Gustavo Ramos, Biologe am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) am Uniklinikum Würzburg (UKW). In seinem neuen von der DFG geförderten Forschungsprojekt möchte er daher die Rolle von speziellen Immunzellen, den T-Zellen, nach einem Myokardinfarkt im alten Organismus untersuchen. „Wir konnten in den vergangenen Jahren zeigen, dass die T-Zellen als Helferzellen des Immunsystems eine frühe Heilung nach einem Herzinfarkt in jungen Versuchstieren unterstützt“, erklärt Ramos. „Andererseits fördern diese T-Zellen aber auch altersbezogene Umbauvorgänge im Herzen. In unserem DFG-Projekt möchten wir deshalb die Bedeutung der Immunoseneszenz für die Infarktheilung untersuchen.“

Der 37-Jährige hat in Brasilien Biologie studiert und im Fach Pharmakologie promoviert. Immunologische Aspekte standen schon früh im Fokus seiner Forschung. Von der Immunologie in der Evolution im Allgemeinen kam er schließlich zum Herzen im Speziellen und im Jahr 2013 nach Würzburg. Am Uniklinikum Würzburg wird bereits seit mehr als 30 Jahren an entzündlichen Prozessen im Herzen geforscht, und es findet seit langem eine enge Zusammenarbeit der Fachbereiche Immunbiologie und Kardiologie statt.

Einer, der seit den 1990er Jahren an diesem Thema arbeitet und die Arbeit von Gustavo Ramos unterstützt, ist Professor Stefan Frantz, Leiter der Medizinischen Klinik und Poliklinik I am Uniklinikum Würzburg: „Wir wissen seit langem, dass Patienten nach einem Herzinfarkt unterschiedlich gute Heilungsverläufe aufweisen. Nun gilt es herauszufinden, welche Faktoren die Heilungsprozesse wie fördern oder behindern, und wie man diese rechtzeitig erkennen und die Heilung positiv beeinflussen kann.“

Die Förderung des neuen ERA-Forschungsprojekts kommt da gerade recht: „Ich freue mich sehr, dass wir gemeinsam mit Professor Peter Rainer von der Medizinischen Universität Graz und Professor Encarnita Mariotti-Ferrandiz von der Sorbonne Université Paris nach neuen immunbasierten Prognosewerkzeugen und innovativen Behandlungskonzepten für Herzinfarkt-Patienten suchen können“, kommentiert Gustavo Ramos den Beginn des interdisziplinären Forschungsprojekts und erläutert das Dreigestirn: „In Graz befindet sich neben einer ausgezeichneten Kardiologie mit dem Diagnostik- und Forschungsinstitut für Pathologie eine umfangreiche Biobank. In Paris ist der immunologische Schwerpunkt, hier wurde einst der AIDS-Virus entdeckt. Würzburg fungiert als Schnittstelle von Immunologie und Kardiologie.“

Gemeinsam werden die Wissenschaftler die T-Zellen und ihr ambivalentes Verhalten unter die Lupe nehmen. Dazu sollen mithilfe des genanalytischen Verfahrens Next-Generation-Sequencing spezifische T-Zell-Profile identifiziert werden, die einen prognostischen Nutzen bringen und helfen, die guten von den schlechten „Heilern“ zu unterscheiden. Ziel ist es, einen Biomarker zu entwickeln, mit dem sich die Qualität des Heilungsprozesses erkennen lässt und eine T-Zell-basierte Therapie zu finden, mit der die kardiale Heilung verbessert werden kann.

Pressemitteilung als PDF.

Hier bekommen Sie weitere Informationen zur Juniorforschungsgruppe von Gustavo Ramos.

 

Würzburger Juniorforscher erhalten 50.000 US Dollar Förderung für die Erforschung des Barth-Syndroms

Das ist Timing. Heute, am Tag der Seltenen Erkrankungen hat die Juniorgruppe Jan Dudek am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) eine Förderung von 50.000 US Dollar von der Barth Syndrome Foundation für die Erforschung des Barth-Syndroms erhalten.

Team des Departments Translationale Forschung
v.l.n.r. Dr. Edoardo Bertero, Berkan Arslan, Dr. Jan Dudek und Professor Dr. Christoph Maack am Tag der Seltenen Erkrankungen in Jeans. Damit folgen sie dem Motto der globalen Kampagne „Wear Jeans for Genes“. Ausgerufen hat die Kampagne die Barth Syndrome Foundation, die zum Ziel hat, die Lebensqualität der Betroffenen durch Aufklärung, Behandlungsfortschritte und neue Therapien zu verbessern und die Forschung dahingehend zu fördern.
Team der Translationalen Forschung und der Juniogruppe Jan Dudek
Professor Dr. Christoph Maack (rechts) und Dr. Jan Dudek (vierter von rechts) freuen sich über die Förderung der Barth Syndrome Foundation und tragen am Tag der Seltenen Erkrankungen „Jeans for Genes“. Damit folgen sie dem Motto der globalen Kampagne der Barth Syndrome Foundation.
Kampagnen-Sticker

Das Barth-Syndrom ist eine Erbkrankheit, die zu einer krankhaften Veränderung des Herzmuskels führt und in einer Herzschwäche mündet. Sie betrifft nur Jungen und tritt schon im frühen Kindesalter auf. Viele Betroffene können nur mit einer Herztransplantation überleben. Der Biologe Dr. Jan Dudek erforscht mit seiner Juniorgruppe Ursachen und Mechanismen von mitochondrialen Fehlfunktionen und hat sich in diesem Rahmen auf das Barth-Syndrom fokussiert.

Mitochondrien sind die Kraftwerke des Herzens. Sie liefern die Energie. Ist die Energiezufuhr gestört, wird das Herz krank. Frühere Arbeiten deuteten bereits darauf hin, dass beim Barth-Syndrom durch den genetischen Defekt die Funktion der Mitochondrien gestört ist. Mit seinem Team analysiert Jan Dudek an verschiedenen Modellsystemen die strukturelle und funktionelle Störung in den Mitochondrien. Das Herz ist zum Beispiel für die Energiegewinnung auf die Verbrennung von Fetten in den Mitochondrien angewiesen. Mittels zellbiologischer Methoden wollen die Juniorforscher klären, wie Defekte in diesen wichtigen mitochondrialen Funktionen die Herzfunktion beeinträchtigen können, und schlussendlich neue Therapieansätze finden.

„In unseren Arbeiten konnten wir bereits zeigen, dass Barth-Syndrom-Patienten eine Fehlfunktion bei der Verbrennung von Fettsäuren haben. In der neuen Studie suchen wir alternative Nährstoffe, die die Fehlfunktion in den Mitochondrien umgehen. Ketonkörper oder kurzkettige Fettsäuren könnten eine Lösung sein. Ich freue mich sehr, dass die von Spendengeldern finanzierte Barth Syndrome Foundation die Studie mit 50.000 US Dollar unterstützt.“

Die Arbeiten werden in Zusammenarbeit mit Dr. Edoardo Bertero und Professor Dr. Christoph Maack im Department für Translationale Forschung am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) durchgeführt. Die erwarteten Ergebnisse werden auch neue Einblicke in die Mechanismen der Herzinsuffizienz als solche gewähren, da auch hier mitochondriale Defekte ein Hauptproblem der Erkrankungsentstehung sind.

Der Tag der Herzschwäche wird seit 2010 jedes Jahr im Mai in rund 30 europäischen Ländern veranstaltet; das DZHI gab den Anstoß zu dieser Aufklärungskampagne in Deutschland und ist von Anfang an dabei. Mit zahlreichen Aktionen machen hierbei Kliniken, Praxen, Forschungs- und Behandlungszentren auf die Volkskrankheit aufmerksam und informieren die Bevölkerung darüber, wie man vorbeugen und erste Anzeichen erkennen kann.

Wir laden alle Kliniken und Einrichtungen herzlich dazu ein, sich an einem oder an mehreren Tagen zwischen April und Juni am Tag der Herzschwäche aktiv zu beteiligen. Gemeinsam mit der Deutschen Herzstiftung unterstützen wir Sie gern mit Aktionsanregungen sowie Informationsmaterial in Form von Postern, Flyern, Präsentationen und Give-aways. Einige Ideen für Ihren Tag der Herzschwäche finden Sie in diesem Flyer.

Unser Tag der Herzschwäche findet übrigens am 18. Mai mit einem Tag der offenen Tür im DZHI statt. Zwei Wochen zuvor, am 4. Mai 2019, starten wir unsere traditionelle Fahrrad- „Tour mit Herz“.

Beachten Sie bitte auch unsere Informationsfilme zur Herzinsuffizienz.

Den deformierten Eiweißen auf der Spur

Am 28. Februar ist in diesem Jahr der Tag der Seltenen Erkrankungen. Für das Interdisziplinäre Amyloidosezentrum Nordbayern ein Grund mehr, zurück zu blicken und nach vor-ne zu schauen. Vor gut einem Jahr wurde das Amyloidosezentrum unter dem Dach des Zentrums für Seltene Erkran-kungen am Uniklinikum Würzburg gegründet. Bereits seit November 2017 findet die Interdisziplinäre Amyloidose-Sprechstunde im Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) statt. Die Ambulanz ist der Hauptpfeiler des Zentrums. Hier werden inzwischen mehr als 100 Patienten mit dieser schwer zu diagnostizierenden vielschichtigen Erkrankung betreut. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Erforschung der Amyloidose selbst. Als dritte Säule rundet die Selbsthilfegruppe das Programm des Zentrums ab.

Eine Amyloidose, bei der sich fehlgefaltete Eiweiße im Körper ablagern, schwächt oft das Herz, kann aber auch an die Nieren, auf die Nerven oder den Magen und Darm gehen. Aufgrund der unterschiedlichen Beschwerden und der fehlenden Frühzeichen wird die seltene Erkrankung oft sehr spät erkannt. Eine rasche und zielgerichtete Di-agnostik ist jedoch entscheidend für die Behandlung und mitunter für das Überleben. Daher haben Spezialisten aus mehr als zehn Fachrichtungen am Uniklinikum Würzburg das erste Interdisziplinäre Amyloidosezentrum Bayerns und das zweite deutschlandweit gegründet.

Erforschung des vielschichtigen Krankheitsbildes

Das Zentrum hat ein ambitioniertes Forschungsprogramm. So werden im Rahmen der Würzburger Amyloidose-Kohortenstudie, kurz AmyKoS, seit August letzten Jahres klinische Daten und Biomaterialien wie Blut, Knochenmark, Gewebeproben von Patienten mit vermuteter und gesicherter Amyloidose gesammelt. Gleichzeitig sollen die Lebensqualität und psychische Belastungsfaktoren dieser Patienten untersucht werden. Ein Vergleich mit Daten früherer Patienten ist mittels des Data Warehouse des DZHI geplant.
„Der Fokus der Analysen liegt auf der Charakterisierung der Organbeteiligung und der Messung des Behandlungserfolges in den verschiedenen Organen“, erklärt Dr. Sandra Ihne, Koordinative Ärztin des Amyloidosezentrums. „Die Amyloidose wird oft als eine der zahlreichen Volkskrankheiten verkannt. Es gibt mehr als 25 verursachende Eiweiße, und jede Form kann mit unterschiedlichem Muster und Schweregrad der Organbeteiligung auftreten. Die exakte Charakterisierung ist wichtig, da sie die Behandlung der einzelnen Formen bestimmt. Wir versuchen, spezifischere, nicht-invasive Methoden für die Diagnostik zu finden. Die etablierten Parameter sind teilweise ungenau und die invasive Diagnostik ist nicht ganz ungefährlich. Unsere Leitfragen sind: Wie können wir erkennen, ob sich die Eiweiße abgelagert haben? Welche Organe sind in welcher Form geschädigt? Besondere Aufmerksamkeit gilt der Herzbeteiligung, die mit einer schlechten Prognose vergesellschaftet ist.“

Mit PET-CT Unterformen erkennen

Eine vielversprechende Diagnostik-Methode ist die Positronen-Emissions-Tomographie (PET-CT). Sie erlaubt es, Eiweißablagerungen direkt zu visualisieren. Eine erste interdisziplinäre Würzburger Arbeit unter der Leitung von Privatdozent Dr. Constantin Lapa und Professor Dr. Dr. Wolfgang Bauer belegte die Anwendbarkeit von 18F-Florbetaben-PET-CT in verschiedenen Subtypen im Vergleich zu etablierten Methoden wie Echokardiographie und Kardio-MRT. Die Studie wird in Kürze im European Journal of Nuclear Medicine and Molecular Imaging veröffentlicht. Eine detaillierte prospektive, vergleichende Analyse ist als Unterstudie der AmyKoS geplant. Ein weiteres Augenmerk soll auf die Abgrenzung von Stauungseffekten durch Herzschwäche von einer Leberamyloidose gelegt werden
(HepAmyCor).

Studie für die Bedürfnisse von Patienten

Schließlich sollen im Rahmen einer weiteren Studie namens AMY-NEEDS die Bedürfnisse der Patienten unter Miteinbezug der Angehörigen und betreuenden Ärzte untersucht werden. Ziel ist es, ein speziell auf die Amyloidose zugeschnittenes klinisches Versorgungskonzept zu entwickeln. Als ein wichtiger Baustein hat sich die Selbsthilfegruppe entwickelt. Sie trifft sich einmal im Monat im DZHI und gibt Raum für einen Erfahrungsaustausch unter Betroffenen und Angehörigen, Bewältigungsstrategien, Expertengespräche und allgemeine Informationen rund um die Erkrankung.

Sowohl die Selbsthilfegruppe als auch der Patiententag und die beiden Expertenveranstaltungen im Gründungsjahr erfreuten sich einer enormen Resonanz. „Für uns ein Signal, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, freut sich Sandra Ihne, die sich derzeit neue Impulse an dem international führenden Amyloidosezentrum der Foundation IRCCS Policlinico San Matteo im italienischen Pavia holt.

Seltene Erkrankungen, die in Summe gar nicht so selten sind

Die Amyloidose gilt zwar als seltene Erkrankung. In der EU gilt eine Erkrankung als selten, wenn nicht mehr als 5 von 10.000 Menschen von ihr betroffen sind. Doch in Summe sind die seltenen Erkrankungen gar nicht so selten. Und deshalb wird der Tag der Seltenen Erkrankungen in Jahren, die kein Schaltjahr sind, am 28 Februar begangen. Eigentlich ist der Tag der Seltenen Erkrankungen nämlich am 29. Februar - am seltensten Tag eines Jahres.

Würzburg rekrutiert ersten Patienten für Studie zum Herz- und Nierenschutz 


Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung dürfen hoffen. In der internationalen klinischen EMPA-Kidney Studie wird untersucht, ob der Wirkstoff Empagliflozin positive Auswirkungen auf die Niere hat, die Notwendigkeit einer Dialysebehandlung verringert und schlussendlich Leben rettet. Das Studienteam am Uniklinikum Würzburg hat jetzt den ersten Patienten deutschlandweit und nach Oxford den zweiten weltweit in die Studie eingeschlossen. Die internationale Studie wird von der Universität Oxford in Kooperation mit der Universität Würzburg koordiniert. Insgesamt werden 5.000 Patienten mit einer chronischen Nierenerkrankung in den USA, Kanada, China, Japan, Malaysia, Großbritannien und Deutschland untersucht. Die deutsche Studienzentrale ist in der Medizinischen Klinik und Poliklinik I des Uniklinikums Würzburg angesiedelt und wird vom Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg unterstützt. In Deutschland nehmen 33 Zentren an der Studie teil, mit insgesamt 1.000 Patienten.

Studienteam rekrutiert ersten Patienten

„Ich freue mich sehr, dass es jetzt auch praktisch losgeht“, sagt Professor Dr. Christoph Wanner, Leiter der Klinischen Prüfung. „Wir haben mit der University of Oxford lange darauf hin gearbeitet, die EMPA-Kidney Studie auf den Weg zu bringen. Gemeinsam untersuchen wir, ob die tägliche Einnahme einer Empagliflozin-Tablette eine Verschlechterung der Nierenerkrankung oder den Tod infolge einer Herzerkrankung bei Patienten mit einer Nierenerkrankung verhindern kann. Dazu erhält die Hälfte der Studienteilnehmer eine Empagliflozin-Tablette, während die andere Hälfte ein Scheinmedikament ohne Wirkstoff, ein so genanntes Placebo, erhält.“

In der großen klinischen EMPA-REG OUTCOME Studie, in der Patienten mit Herzerkrankung und Typ-2-Diabetes untersucht wurden, haben Würzburger Forscher bereits nachgewiesen, dass Empagliflozin nicht nur den Blutzucker senkt, sondern auch die Todesfälle infolge einer Herzerkrankung reduziert und positive Auswirkungen auf die Nieren hat. Nun bauen neue klinische Studien wie EMPA-Kidney auf diese wichtigen Ergebnisse auf. Sie sollen zeigen, ob das Diabetes-Medikament Empagliflozin auch bei Patienten ohne Diabetes einen Herz- und Nierenschutz aufweist.

In Deutschland nehmen insgesamt 33 Zentren an der EMPA-Kidney Studie teil. Bis Ende 2019 sollen bundesweit insgesamt 1.000 Patienten rekrutiert werden. In Würzburg wurden dafür gerade die ersten Study Nurses und Koordinatoren aus den teilnehmenden Prüfzentren geschult.


Information über den Wirkstoff: Empagliflozin wurde ursprünglich zur Behandlung von hohen Blutzuckerwerten bei Diabetespatienten entwickelt. Es sorgt dafür, dass vermehrt Blutzucker - etwa 10 Teelöffel pro Tag - über den Urin ausgeschieden wird. Dies kann zu einer leichten Abnahme von Gewicht und Blutdruck führen. Und das wirkt sich wiederum positiv auf Herz und Nieren aus.

Zentrum für Genetische Herz- und Gefäßkrankheiten in Würzburg gegründet

Immer wieder schrecken Meldungen über Sportler, die plötzlich tot umfallen, die Gesellschaft auf. Wie kann das sein, dass ein junger, gut trainierter Mensch plötzlich verstirbt? Nicht selten steckt eine genetisch bedingte Herzerkrankung dahinter. Denn das unerwartete Auftreten der Erkrankung in jungen Jahren ist typisch für eine erblich bedingte Herzerkrankung. Und nicht selten sind mehrere Familienmitglieder betroffen – die Wahrscheinlichkeit, die genetische Veränderung weiterzuvererben, liegt bei bis zu 50 Prozent. Die Krankheitsbilder einer vererbten Herz- oder Gefäßerkrankung sind häufig komplex und ihre Erforschung und die Betreuung der Betroffenen und ihrer Familien entsprechend vielschichtig. Um Patienten künftig noch besser in einem multiprofessionellen und interdisziplinären Ansatz zu behandeln, wurde unter dem Dach des Zentrums für Seltene Erkrankungen (ZESE) am Uniklinikum Würzburg (UKW) jetzt das Zentrum für Genetische Herz- und Gefäßerkrankungen gegründet.

Eine Mutter pflegt ihren schwerkranken Sohn, der auf ein neues Herz wartet. Das Herz der Mutter ist ebenfalls schwach, auch sie wird eines Tages auf ein Spenderherz angewiesen sein. Eine andere Mutter kommt nicht eher zur Ruhe, bis sie weiß, woran ihre vierjährige Tochter plötzlich mitten in der Nacht gestorben ist. Ist ihre Familie genetisch vorbelastet? Wenn ja, trägt ihr Sohn ebenfalls die Mutation? Ein junger Mann wiederum, gerade 18 Jahre alt, ist bislang kerngesund, möchte aber Klarheit mittels eines Gentests, ob er die genetische Herzmuskelerkrankung seines Vaters geerbt hat. Trägt er die Mutation, wird er mit großer Wahrscheinlichkeit im Laufe seines Lebens ebenfalls eine Herzerkrankung und Herzrhythmusstörungen bekommen, in der Regel eher früher als später. Er wird Medikamente nehmen, sich vermutlich mit einem Defibrillator vor einem plötzlichen Herztod schützen müssen und vielleicht sogar eines Tages auf ein Spenderherz angewiesen sein.

Diagnose, Therapie und Forschung
Das sind nur drei Fälle von hunderten, die Prof. Dr. Brenda Gerull in der Spezialsprechstunde für familiär bedingte Herzerkrankungen am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) behandelt, betreut und untersucht. „Nicht alle Verläufe sind so dramatisch, manchmal reicht es auch, lebenslang zu Vorsorgeuntersuchungen zu gehen. Aber auch das ist schwer, vor allem, wenn es mit viel Ungewissheit verbunden ist“, erzählt die Kardiologin, die seit Frühjahr 2016 im DZHI das Department für Kardiovaskuläre Genetik leitet. Hier diagnostiziert und therapiert sie nicht nur die genetisch bedingten Herzerkrankungen, hier erforscht die Wissenschaftlerin auch gemeinsam mit ihrem Team die Ursachen und Auslöser.

Da genetische Herzerkrankungen sehr komplex sind und viele Fachbereiche betreffen, hat Brenda Professor Gerull jetzt gemeinsam mit weiteren Kolleginnen und Kollegen des Uniklinikums Würzburg unter dem Dach des Zentrums für Seltene Erkrankungen (ZESE) das Zentrum für Genetische Herz- und Gefäßerkrankungen (ZGH) gegründet. Hier werden unter Gerulls Leitung die Kompetenzen mehrerer Abteilungen des Uniklinikums Würzburg und des Instituts für Humangenetik der Universität Würzburg gebündelt.

Vernetzte Patientenversorgung
„Ich freue mich sehr, dass wir den betroffenen Familien im neuen Zentrum für Genetische Herz- und Gefäßerkrankungen eine intensivere und fachübergreifende Versorgung bieten können. Die Erwachsenenkardiologie arbeitet hier noch enger mit der Kinderkardiologie und Herzchirurgie zusammen, die Ambulanzen für Herzinsuffizienz und Rhythmusstörungen, die Bildgebungsabteilungen sind ebenfalls eingebunden. Und auch psychologische Unterstützung können wir im Bedarfsfall vermitteln“, erläutert Brenda Gerull. „Langfristig streben wir jedoch an, dass die Patienten kardiologisch und hausärztlich von den niedergelassenen Kollegen weiterbetreut werden und wir beratend zur Seite stehen.“

Translationale Forschung
Neben der interdisziplinären Diagnose und Behandlung ist die Translationale Forschung ein weiterer wichtiger Aspekt des neuen Zentrums für genetische Herz- und Gefäßerkrankungen. Das bedeutet die schnelle Umsetzung von Forschungsergebnissen in die klinische Behandlung – von der Laborbank zum Krankenbett und zurück. „Im Fokus stehen die Mechanismen und Therapien von genetischen Herzerkrankungen“, erklärt Professor Christoph Maack, stellvertretender Leiter des neuen Zentrums und Leiter des Departments Translationale Forschung am DZHI. „Gemeinsam versuchen wir herauszufinden, auf welchen Wegen genetische Veränderungen beim Patienten zu Herz- und Gefäßerkrankungen führen, um aus diesen Erkenntnissen spezifische Therapien zu entwickeln, übrigens auch für Erkrankungen, die nicht genetisch bedingt sind.“

Vererbte Veränderungen führen zwar deutlich seltener zu einer Herz- und Gefäßerkrankung als Faktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck, Nikotin oder andere Erkrankungen wie Diabetes, doch die Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Summe führen hierzulande mit Abstand am häufigsten zum Tod.  

Weitere Informationen zum Zentrum für Genetische Herz- und Gefäßerkrankungen finden Sie auf der Webseite www.ukw.de/zgh.

Startschuss für Bayerns erste Herzinsuffizienzsportgruppe

Viele Menschen, die ein schwaches Herz haben, trauen sich oft keinen Sport zu. Ein gezieltes, kontrolliertes und ärztlich überwachtes körperliches Training bei Herzschwäche ist ein wesentlicher, aber vernachlässigter Pfeiler im Behandlungskonzept. Das DZHI hat deshalb in dieser Woche Bayerns erste Herzinsuffizienzsportgruppe an den Start gebracht. In der Sporthalle der DJK Würzburg trainieren einmal in der Woche unter ärztlicher Aufsicht und nach Anleitung von speziell ausgebildeten Übungsleitern zwölf Patientinnen und Patienten, die alle unter einer eingeschränkten Pumpleistung des Herzens leiden. Jeder Patient wird vor Beginn des Trainings in der Herzinsuffizienz-Ambulanz des DZHI ausführlich voruntersucht und erhält für das Training einen Aktivitäts-Tracker mit integrierter Pulsuhr. Die Ergebnisse werden in Kooperation mit dem Institut für Sportwissenschaft der Universität Würzburg im Rahmen einer Beobachtungsstudie ausgewertet. Ziel ist es, die Verbesserung der Leistungsfähigkeit und Aktivität im Alltag und somit die Optimierung der Lebensqualität im Verlauf des Trainings zu analysieren. Weitere Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind herzlich willkommen.

Die Herzinsuffizienzsportgruppe wie auch die begleitende Studie sind Dr. Margret Breunig, Koordinatorin und Studienleiterin am DZHI, ein großes Anliegen: „Wir benötigen für unsere Patienten eine Lobby. Und wir benötigen Ressourcen, um diese bereits von den Leitlinien empfohlenen Therapiemaßnahmen flächendeckend zugänglich zu machen.“ Die Herzinsuffizienzsportgruppe wurde gemeinsam mit dem niedergelassenen Kardiologen Dr. Christian Rost ins Leben gerufen. Als Vizepräsident des Bayerischen Sportärzteverbandes liegt dem Kardiologen die Trainingstherapie sehr am Herzen: „Man rät zwar allen Patienten, mehr Sport zu treiben. Doch es fehlt oft an der notwendigen Unterstützung und dementsprechend an der Motivation der Patienten“, erläutert Rost das Problem.

Viele Studien zeigen bereits, dass regelmäßiges körperliches Training sich günstig auf Leistungsfähigkeit und Lebensqualität von herzinsuffizienten Menschen auswirken. Training beeinflusst die Faktoren Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und Diabetes. Das Training wirkt sich sogar positiv auf den bindegewebigen Umbau des Herzmuskels aus und kann selbst bei eingeschränkter Pumpfunktion durchgeführt werden. „Wir müssen die Patienten noch besser an die Hand nehmen und sie anleiten, bis sie selbst im Verlauf erfahren, welch positiven Effekt der Sport hat, um dann aktiv dran zu bleiben“, erklärt Margret Breunig. Mit der Studie wollen Breunig und die Studienärztin Dr. med. univ. Nina Scholz untersuchen, wie der Trainingseffekt sich auf die Herzinsuffizienz und ihre Symptome auswirkt und schließlich die Lebensqualität verbessert.

Da körperliche Aktivität heute mit modernsten Methoden rund um die Uhr präzise gemessen werden kann, hat das DZHI hierzu professionelle Unterstützung von den Sportwissenschaftlern Professor Billy Sperlich und Peter Düking. Das Training und die Studie finden in einem optimalen Netzwerk von Spezialisten zusammen mit erfahrenen Übungsleitern in den Sporthallen der DJK Würzburg statt, die schon seit Jahrzehnten Koronarsportgruppen beheimatet. „Bei der DJK Würzburg als Mitglied des katholischen DJK-Sportverbandes stand schon immer die ganzheitliche Sicht des Menschen im Mittelpunkt des Sporttreibens. Von daher ist es nur konsequent, dass wir als Partner für ein solch spannendes Projekt zur Verfügung stehen“, kommentiert die Geschäftsführerin der DJK Würzburg Jutta Bouschen.

Kontakt, Öffnungszeiten, Sprechzeiten

Öffnungszeiten der Herzinsuffizienz-Ambulanz

Montag bis Donnerstag
08:00 bis 16:30 Uhr

Freitag
08:00 bis 15:00 Uhr

Telefon

Herzinsuffizienz-Ambulanz
+49 931 201-46301

Geschäftsstelle
+49 931 201-46333


Anschrift

Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz Würzburg | Universitätsklinikum Würzburg | Am Schwarzenberg 15 | Haus A15 | 97078 Würzburg | Deutschland