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Klinische Genetik wird ausgebaut: Prof. Dr. Anke K. Bergmann neu an der Universitätsmedizin Würzburg

UKW wird Teil des bundesweiten Modellvorhabens zur Genomsequenzierung

Neu an der Universitätsmedizin Würzburg: Prof. Dr. Anke K. Bergmann.
Neu an der Universitätsmedizin Würzburg: Prof. Dr. Anke K. Bergmann. Foto: UKW / Anke K. Bergmann (privat)

Würzburg. Die Universitätsmedizin Würzburg stärkt die Genommedizin mit Professorin Anke Katharina Bergmann. Sie wurde auf die Professur für Klinische Genetik und Genommedizin an die Medizinische Fakultät berufen. Ihre Tätigkeit in Würzburg hat sie im September 2024 aufgenommen.

In der Krankenversorgung ist sie u.a. an das Zentrum für Seltene Erkrankungen (ZESE) des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) angebunden. Zuvor war sie stellvertretende Direktorin des Instituts für Humangenetik der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH).

„Gemeinsam mit den anderen Fachdisziplinen möchte ich die Genommedizin noch stärker in die klinische Diagnostik, Prävention und Therapie integrieren. Durch eine genetische Diagnostik und eine klinische Interpretation der jeweiligen Erbinformationen können wir die Kolleginnen und Kollegen dabei unterstützen, Krankheitsbilder besser zu verstehen und so dazu beitragen, individuelle Therapien einzuleiten und ggf. zielgereichte Präventionsmaßnahmen für die Patienten und deren Angehörige anbieten“. Damit leiste die klinische Genetik wichtige Voraussetzungen für eine personalisierte Medizin und fördert somit die zukunftsorientierte Ausrichtung des Standorts Würzburg. 

Stärkung der personalisierten Medizin

Der Nutzen personalisierter Medizin zeige sich nicht nur bei den sogenannten „Seltenen“ Erkrankungen, sondern auch bei onkologischen Erkrankungen. Prof. Bergmann: „Speziell in der Krebsmedizin hat die Genomik stark an Bedeutung gewonnen.“ In Hannover baute sie u.a. die nationale genetische Referenzdiagnostik für die akute lymphatische Leukämie (ALL) im Kindesalter auf, der häufigsten Krebserkrankung bei Kindern. Diese Referenzdiagnostik wird nun mit Prof. Dr. Bergmann ebenfalls aus Hannover nach Würzburg wechseln. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das EU-Projekt „CAN.HEAL“, das Teil des europäischen Krebsbekämpfungsplans (EBCP) und dessen Koordination Prof. Bergmann in Hannover inne hatte.

Am UKW stärkt Prof. Bergmann zudem die Teilnahme am bundesweiten Modellvorhaben zur Genomsequenzierung, das ein Ergebnis der Nationalen Strategie für Genommedizin ist. Dabei wird das Erbgut von Patientinnen und Patienten mit Verdacht auf eine Seltene erbliche Erkrankung oder Krebserkrankung sequenziert. Dieses Modellvorhaben ist auf fünf Jahre angelegt, aktuell beteiligen sich 27 Universitätskliniken daran. Prof. Bergmann: „Dadurch wird den Patientinnen und Patientinnen eine hochinnovative Diagnostik ermöglicht, gleichzeitig werden neue Erkenntnisse gewonnen, die dann auch auf weitere Krankheitsbilder übertragen werden können, um perspektivisch die Genomsequenzierung auch in die Regelversorgung zu übertragen. Genau diese Translation auch in die Grundlagenforschung und interdisziplinäre Zusammenarbeit ist für mich eine Stärke der Würzburger Universitätsmedizin.“ Das werde auch einen direkten Einfluss auf die innovative Patientenversorgung haben, so die Genommedizinerin: „Der große Vorteil an der interdisziplinären Verzahnung liegt darin, dass wir so die Sequenzierungsdaten des Erbgutes mit weitere klinischen und diagnostischen Daten zusammenführen können. Das unterstützt die behandelnden Ärztinnen und Ärzte in den Kliniken enorm.“

„Wichtiger Bestandteil der zukünftigen Medizin“

„Mit der Berufung von Prof. Dr. Bergmann und der kommenden Etablierung des Instituts für klinische Genetik und Genommedizin am UKW werden die bestehenden Möglichkeiten der personalisierten Diagnostik und Therapie konsequent ausgebaut. Damit stärkt sie die enorme Innovationskraft am UKW. Eine Genomsequenzierung kann für betroffene Patienten eine klare Diagnose und gegebenenfalls Therapiemöglichkeit ergeben und damit die Versorgungssituation erheblich verbessern“, betont PD Dr. Tim von Oertzen, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender am UKW. Prof. Dr. Matthias Frosch, Dekan der Medizinischen Fakultät in Würzburg, erklärt: „Die klinische Genetik ist ein elementarer Bestandteil für die zukünftige Medizin. Prof. Bergmann wird dieses Fachgebiet hier in Würzburg entscheidend voranbringen. Davon profitieren auch Forschungsprojekte unterschiedlicher Fachdisziplinen. Ebenso wird das Thema mit ihrer Berufung auch in der Lehre enorm gestärkt.“

Zur Person:

Anke Katharina Bergmann war nach ihrem Medizinstudium in Berlin und Paris und ihrer Promotion an der Charité zunächst an der Harvard Universität in Boston, USA, in der Kinderheilkunde tätig. Bereits damals beschäftigte sie sich mit der genetischen Grundlage von Blutkrankheiten. Danach war sie von 2009 bis 2018 am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Kiel in der Kinderheilkunde und der Humangenetik tätig und war in dieser Zeit auch zwischenzeitlich für Forschungsaufenthalte an der Radboud University in Nijmegen, Niederlande.  

Nach ihrer Habilitation und Facharztanerkennung wechselte sie an die Medizinische Hochschule Hannover. Ab 2019 übernahm sie die Leitung des diagnostischen Labors für postnatale (molekulare) Zytogenetik und Molekulargenetik u.a. für Leukämien & Lymphome, insbesondere auch die nationale genetische Referenzdiagnostik für kindliche Blutkrebserkrankungen. Zusätzlich etablierte sie ihre Forschungsgruppe Personalisierte Genomik. Im Jahr 2020 übernahm sie die Leitung des B-Zentrums seltener syndromaler Erkrankungen des Zentrums für seltene Erkrankungen und seit 2021 war sie stellvertretende Direktorin des Instituts für Humangenetik der MHH, eines der größten humangenetischen Institute Deutschlands.
 

Neu an der Universitätsmedizin Würzburg: Prof. Dr. Anke K. Bergmann.
Neu an der Universitätsmedizin Würzburg: Prof. Dr. Anke K. Bergmann. Foto: UKW / Anke K. Bergmann (privat)

Förderpreis für Schmerzforschung ging an Julia Grüner

Der Naturwissenschaftlerin aus der Würzburger Neurologie gelang es erstmalig, mit dem Team der AG Üçeyler aus Hautzellen von Fabry-Patienten Stammzellen zu erzeugen, die in Nervenzellen umgewandelt werden können. In der Petrischale konnte das Team beobachten, wie die Fettablagerungen die Nervenzellen beeinflussen. Diese Veränderungen könnten den Energiehaushalt der Zellen stören und so die für Fabry typischen Schmerzen verursachen.

Die Preisträgerin Julia Grüner mit Urkunde und umringt von ihrem Team.
Julia Grüner (4. v. l.) erhielt den diesjährigen Förderpreis für Schmerzforschung der Deutschen Schmerzgesellschaft e. V. Aus der Arbeitsgruppe von Nurcan Üçeyler (rechts) freuen sich mit ihr Franka Kunik, Aljosha Lang und Luisa Kreß (v. l.) © Luisa Kreß

Würzburg. Glückwunsch an Dr. rer. nat. Julia Grüner aus der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Nurcan Üçeyler, leitende Oberärztin in der Neurologie des Uniklinikums Würzburg. Sie erhielt am 17. Oktober 2024 beim Deutschen Schmerzkongresses in Mannheim den Förderpreis für Schmerzforschung. In der Kategorie ‚Klinische Forschung‘ wurde ihre Arbeit „Small fibre neuropathy in Fabry disease: a human-derived neuronal in vitro disease mod-el and pilot data“ mit dem zweiten Platz gewürdigt. Der Stifter des Preises, die Grünenthal GmbH, hat in diesem Jahr gleich zwei zweite Plätze vergeben, sodass sich Julia Grüner das Preisgeld von 3.500 Euro teilt. 

In ihrem Projekt geht es um die seltene Erbkankheit Morbus Fabry, die sich schleichend entwickelt und das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigt. Bei Morbus Fabry verhindern Gendefekte dass das Enzym Alpha-Galaktosidase A richtig arbeitet. Dadurch sammeln sich Fettverbindungen, sogenannte Sphingolipide, in den Zellen an, unter anderem in Nervenzellen, aber auch in Organen wie Herz und Nieren. Erste Symptome wie brennende Schmerzen in Händen und Füßen treten oft schon in der Kindheit auf. Mit der Zeit verschlechtert sich zudem die Wahrnehmung von Temperatur. 

In der ausgezeichneten Arbeit gelang es erstmalig, aus Hautzellen von Fabry-Patienten Stammzellen zu erzeugen, die in Nervenzellen umgewandelt werden können. In der Petrischale konnte das Team beobachten, wie die Fettablagerungen die Nervenzellen beeinflussen. Diese Veränderungen könnten den Energiehaushalt der Zellen stören und so die für Fabry typischen Schmerzen verursachen. Eine besonders interessante Entdeckung war, dass bei erhöhten Temperaturen eine veränderte Aktivität der Nervenzellen vorliegt. Das könnte erklären, warum Betroffene oft besonders bei Fieber stärkere Schmerzen und eine gestörte Temperaturwahrnehmung haben. Diese Entdeckungen eröffnen neue Ansätze, die Mechanismen der Erkrankung besser zu verstehen und zukünftig gezielter behandeln zu können.

Mehr zur Studie, die bereits in Brain Communications (2024) veröffentlicht wurde, lesen Sie in der Pressemitteilung
 

Waldbaden bei krebsbedingter Fatigue und Depression

Naturräume und Naturerfahrungen wirken sich positiv auf die körperliche und seelische Gesundheit aus. Das Potenzial so genannter „Nature-based Therapies“ rückt daher zunehmend in den Fokus der Medizin. Insbesondere das „Waldbaden“ wird mit guten Ergebnissen erforscht. Ein Problem: Gerade den Patientinnen und Patienten, die besonders davon profitieren würden, fällt der Weg in den Wald schwer, weil sie zum Beispiel unter Erschöpfung oder depressionsbedingter Antriebslosigkeit leiden. Die Carstens-Stiftung fördert deshalb mit rund 750.000 Euro zwei innovative Projekte, die den Wald ein Stück weit zu den Menschen bringen - mit Hilfe von Virtual Reality, Hypnose und Imagination. Das Universitätsklinikum Würzburg ist an der FOREST-Studie beteiligt.

Das Foto zeigt einen Blick nach oben zu den Baumkronen im Laubwald.
Die Wirkung von Waldbaden bei krebsbedingter Fatigue und Depression wird in zwei von der Carstens-Stiftung geförderten Studien untersucht. © Kirstin Linkamp / UKW
Collage mit drei Porträtbildern der Verantwortlichen im Projekt FOREST
v.l.n.r.: PD Dr. med. Claudia Löffler (Foto: Stefan Bausewein), Dr. med. Marcela Winkler (Foto: Schmidt), Prof. Dr. rer. medic. Holger Cramer (Foto: Beate Armbruster, ©Universitätsklinikum Tübingen)

Essen/Würzburg. Vier von fünf Menschen, die eine onkologische Erkrankung überlebt haben, leiden noch Jahre nach Abschluss der Therapie unter den biopsychosozialen Folgen. Zu den häufigsten Symptomen gehört die krebsbedingte Erschöpfung (cancer-related fatigue) mit negativen Auswirkungen auf die Schlafqualität und weiteren direkten Beziehungen zu emotionalen und kognitiven Symptomen. Zu letzteren gehören auch Depressionen. 

Waldbaden als vielversprechender Therapieansatz

Auf der Suche nach nicht-pharmakologischen Behandlungsansätzen kristallisieren sich zunehmend naturheilkundliche Therapien, insbesondere das Waldbaden, als vielversprechend heraus. Erste positive Effekte konnten u.a. auf Schlafstörungen, Fatigue, Depressivität, Ängstlichkeit, Konzentrationsstörungen, Stressempfinden und Lebensqualität nachgewiesen werden. Dabei scheinen der Ort und die Sinneswahrnehmungen eine entscheidende Rolle zu spielen. 

Menschen mit krebsbedingter Fatigue oder Depression würden also vermutlich in hohem Maße vom Waldbaden profitieren - allerdings fällt der Weg in den Wald gerade wegen der Erschöpfung und Antriebslosigkeit auch besonders schwer, ganz zu schweigen von den räumlichen Entfernungen in einem städtisch geprägten Umfeld. Mit finanzieller Unterstützung der gemeinnützigen Karl und Veronica Carstens-Stiftung nehmen sich nun zwei innovative Projekte genau dieser Problematik an. Die Stiftung des ehemaligen Bundespräsidenten und seiner Frau setzt sich seit mehr als 40 Jahren für die Verankerung von Naturheilverfahren und Komplementärmedizin in der medizinischen Forschung und Patientenversorgung ein. 

FOREST – Studie zum Waldbaden bei krebsbedingter Fatigue

Naturheilverfahren in der Onkologie sind ein Thema, mit dem sich Privatdozentin Dr. Claudia Löffler am Uniklinikum Würzburg intensiv beschäftigt. Die Oberärztin leitet am Comprehensive Cancer Center Mainfranken (CCC MF) seit 2016 den Schwerpunkt Komplementäre Onkologie Integrativ (KOI). Unter dem Akronym FOREST führt sie nun gemeinsam mit Dr. Marcela Winkler (Robert Bosch Centrum für Integrative Medizin und Gesundheit, Stuttgart) und Prof. Dr. Holger Cramer (Universitätsklinikum Tübingen) und ihren Teams an den Standorten Würzburg und Stuttgart eine randomisierte kontrollierte Studie zum Waldbaden bei krebsbedingter Fatigue durch.

Es sind vier Arme geplant. Insgesamt werden 172 Patientinnen und Patienten randomisiert, d.h. durch einen Zufallsmechanismus einer von drei Interventionsgruppen oder einer Wartekontrollgruppe zugeteilt. Verglichen werden reales Waldbaden (Arm 1), mittels Virtual-Reality-Brille simuliertes Waldbaden (Arm 2), imaginiertes Waldbaden (Arm 3) und keine Intervention (Arm 4). Die Studienteilnehmenden von Arm 1 werden sich in Laubmischwäldern aufhalten, für die Arme 2 und 3 wird eine eigene Mischung ätherischer Öle entsprechend der Baumarten zusammengestellt, um eine bessere Vergleichbarkeit des Erlebnisses zu erreichen. Die Applikation erfolgt während der VR-Simulation bzw. Imagination über Aromazerstäuber. Die Interventionen sollen jeweils 30 Minuten dauern und einmal wöchentlich über einen Zeitraum von acht Wochen durchgeführt werden.

Der primäre Zielparameter ist die Symptomreduktion im Hinblick auf ein Cluster aus krebsbedingter Fatigue und den assoziierten Variablen Schlaf, Depressivität und Konzentration, die mittels multivariabler Varianzanalyse untersucht werden. Es wird vier Messzeitpunkte geben: Vor der Intervention, nach der Hälfte der Intervention, nach der Intervention und zwei Monate nach Ende der Intervention. Neben validierten Fragebögen werden Blutuntersuchungen und so genannte Wearables zur Erfassung von Vitalparametern eingesetzt.

NatureDeep - naturfokussierte Achtsamkeitsübungen und Hypnose bei Depression

Im zweiten Projekt NatureDeep konzentriert sich ein Team der Charité - Universitätsmedizin Berlin auf die Wirkung von naturfokussierten Achtsamkeitsübungen und Hypnose bei Depressionen.135 Patientinnen und Patienten mit leichten bis mittelschweren Depressionen werden in drei Gruppen randomisiert. Die erste Gruppe führt naturfokussierte Achtsamkeitsübungen im Berliner Stadtwald durch, die zweite Gruppe imaginiert unter Hypnose eine vergleichbare Natur und führt die gleichen Achtsamkeitsübungen in einem Trancezustand durch. In beiden Gruppen erhalten die Teilnehmenden weiterhin ihre bestehende Routineversorgung wie Psychotherapie und/oder antidepressive Medikamente. Für beide Interventionen sind wöchentliche Gruppensitzungen von jeweils 90 Minuten Dauer über einen Zeitraum von insgesamt acht Wochen vorgesehen. Zusätzlich werden die Teilnehmenden angehalten, die Übungen mindestens dreimal pro Woche für jeweils 30 Minuten selbständig durchzuführen. Die dritte Gruppe dient als Kontrolle und wird lediglich die Routineversorgung fortführen, jedoch keine naturheilkundliche Intervention erhalten.

Ergebnisse aus beiden Projekten werden in drei Jahren erwartet

Mit der Auswahl und Zusammenstellung der Interventionen soll eine Brücke zwischen traditionellen Verfahren, Mind-Body-basierten Interventionen und modernsten Technologien geschlagen werden. Ziel ist es, mittelfristig möglichst vielen Patientinnen und Patienten ein auf ihre individuelle Situation zugeschnittenes, effektives Werkzeug für die eigene Gesundheit an die Hand geben zu können. Die Ergebnisse beider Projekte werden in drei Jahren erwartet.

Zur ausführlichen Pressemeldung der Carstens-Stiftung.

Computer Vision-Technologien: Revolution für Diagnose und Verlaufsbeurteilung der Parkinson-Krankheit?

Dr. Maximilian U. Friedrich, Assistenzarzt und Wissenschaftler an der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Uniklinikums Würzburg (UKW), erhält auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Berlin den mit 50.000 Euro dotierten „NeuroTech-Innovationspreis“ der Manfred und Ursula Müller-Stiftung und der DGN. Ausgezeichnet werden seine Forschungsarbeiten zur KI-basierten Videoanalyse in der Neurologie, insbesondere bei Bewegungsstörungen wie der Parkinson-Krankheit.

Maximilian Friedrich posiert vor blauer Wand mit DGN-Logos und hält seine Urkunde in die Kamera.
Dr. Maximilian U. Friedrich, Assistenzarzt und Wissenschaftler an der Neurologischen Klinik und Poliklinik des UKW, erhielt auf dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Berlin den mit 50.000 Euro dotierten „NeuroTech-Innovationspreis“ der Manfred und Ursula Müller-Stiftung und der DGN. © DGN/Claudius Pflug
Preisträger und Verleihende posieren vor DGN-Werbewand
Verleihung des NeuroTech-Innovationspreises, v.l.n.r. DGN-Präsident Prof. Dr. Lars Timmermann, Kuratoriumsmitglied Katja Engelbert, Preisträger Dr. Maximilian Friedrich, Stifterin Ursula Müller und Dr. Laura Hausmann vom Deutschen Stiftungszentrum. © DGN/Claudius Pflug
Maximilian Friedrich hält den Daumen hoch, auf der Hand leuchten zahlreiche Analysemarker in grün, die mit roten Strichen verbunden sind.d
Dr. Maximilian U. Friedrich hat seine Hand mit Computer Vision Analysemarkern überlagert, wie er sie auch in dem Projekt nutzt, für das er den NeuroTech-Innovationspreis erhalten hat. Foto: Helen Friedrich

Würzburg. Sie ermöglicht autonomes Fahren und die automatische Gesichtserkennung beim Entsperren des Smartphones, sie erleichtert industrielle Inspektionen wie die Qualitätskontrolle, aber auch die medizinische Bildanalyse. Die Rede ist von der Computer Vision Algorithmik - einer Sammlung von Algorithmen, die es Computern ermöglicht „zu sehen“ und visuelle Informationen zu verstehen. Ein Team um Dr. Maximilian Friedrich von der Neurologischen Klinik und Poliklinik des Uniklinikums Würzburg (UKW) hat sich die Technologien des maschinellen Sehens zu eigen gemacht, um die Diagnose und Verlaufsbeurteilung der Parkinson-Krankheit zu revolutionieren, an der weltweit mehr als elf Millionen Menschen leiden.

Für sein Forschungsprojekt mit dem Titel „Nutzung von Computer Vision Algorithmik zur präzisen Charakterisierung der Schwere der Parkinsonerkrankung sowie ihres Ansprechens auf die medikamentöse und Hirnstimulationstherapie“ wurde Maximilian Friedrich beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft (DGN) im November 2024 in Berlin mit dem „NeuroTech-Innovationspreis“ ausgezeichnet. Der mit 50.000 Euro dotierte Preis wurde erstmals von der Manfred und Ursula Müller-Stiftung gemeinsam mit der DGN vergeben und soll künftig alle zwei Jahre junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auszeichnen, die an der Entwicklung unkonventioneller, innovativer und kollaborativer KI-Technologien für klinische und translationale Anwendungen arbeiten.

Smartphone-basierter Symptomtracker und videogestütztes System zur schnellen und präzisen Feineinstellung der Tiefen Hirnstimulation

„Bisher basierte die Beurteilung von Parkinson-Symptomen wie Zittern und verlangsamten Bewegungen vor allem auf subjektiven und bestenfalls semi-quantitativen Beobachtungen von Neurologinnen und Neurologen“, berichtet Maximilian Friedrich. „Durch den Einsatz von KI-Algorithmen zur Videoanalyse können wir nun die motorischen Symptome unserer Patientinnen und Patienten deutlich präziser und objektiver erfassen.“ 

Zur Erfassung der motorischen Bewegungen werden lediglich handelsübliche Geräte wie Smartphones benötigt. Die Technologie erlaubt es, automatisch Bewegungsmuster in Videoaufnahmen zu erkennen, die sich manchmal auch der gewöhnlichen Beobachtung durch Expertinnen und Experten entziehen können. Durch die genauere Zustandsbeschreibung lässt sich nicht nur der Schweregrad der Erkrankung besser messen, sondern auch der Erfolg von medikamentösen Therapien und der Tiefen Hirnstimulation genauer beurteilen, was insbesondere für personalisierte Behandlungsansätze wegweisend sein könnte. „Ein KI-gestütztes System hat das Potenzial, die klinische Praxis zu verbessern, Diagnosen zu präzisieren und die Erforschung neurologischer Erkrankungen entscheidend voranzubringen“, resümiert Friedrich, der die Methode in den nächsten Schritten bis zur Erprobung im klinischen Alltag weiterentwickeln will. Das Preisgeld soll ihm dabei helfen, eine eigene Arbeitsgruppe zu den Themen KI und digitale Anwendungen in der Neurologie zu etablieren.

Internationale multidisziplinäre Kollaborationsstruktur

Das multidisziplinäre Projekt wird eng eingebettet in das rasch wachsende Forschungsumfeld der Neurologischen Klinik des UKW unter der Leitung von Professor Dr. Jens Volkmann und vereint lokale Partner aus der Würzburger Universitätsmedizin (u. a. die Arbeitsgruppen von Dr. Robert Peach, Prof. Dr. Daniel Zeller, Prof. Dr. Rüdiger Pryss) mit internationalen Kollaborationen. Zu diesen zählen Experten aus der angewandten Mathematik und Computerwissenschaft (Profs. David Wong und Samuel Relton, University of Leeds), der klinischen Softwareentwicklung (u. a. Prof. Dr. Jane Alty, University of Tasmania, Australien, und Prof. Ryan Roemmich, Johns Hopkins University, USA) sowie der Neurodegenerationsforschung (u. a. Prof. Vikram Khurana, Brigham and Women’s Hospital, Boston, USA).

Links:

Pressemitteilung zu vorhergehenden Publikationen

Publikation im Journal of Neurology: Smartphone video nystagmography using vonvolutional neural networks: ConVNG

Publikationen im npj Digital Medicine: Validation and application of computer vision algorithms for video-based tremor analysis und Head movement dynamics in dystonia: a multi-centre retrospective study using visual perceptive deep learning

Text: Kirstin Linkamp / UKW
 

EASi-KIDNEY testet vielversprechenden Meilenstein bei chronischer Nierenerkrankung

INTERNATIONALE STUDIE MIT ALDOSTERON-SYNTHASE-HEMMER (ASI) ALS ERGÄNZUNG ZUM SGLT2-INHIBITOR EMPAGLIFLOZIN

EASi-KIDNEY ist eine neue internationale, multizentrische, randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Studie, die untersucht, ob ein Aldosteron-Synthase-Hemmer in Kombination mit dem SGLT2-Inhibitor Empagliflozin das Fortschreiten einer chronischen Niereninsuffizienz verlangsamen und das Risiko einer Krankenhauseinweisung aufgrund von Herzinsuffizienz oder Tod durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Menschen mit chronischer Nierenerkrankung verringern kann. Weltweit sollen 11.000 Patientinnen und Patienten mit und ohne Typ-2-Diabetes in 450 Kliniken rekrutiert werden. Die deutsche Studienzentrale ist am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) angesiedelt.

Das Studienteam in Würzburg stellt sich vor.
Das Studienteam von EASi-KIDNEY in Würzburg v.l.n.r.: Franziska Scheidemantel (Monitoring), Dr. Marcela Fajardo-Moser (Projektleiterin), Dr. Mirjam von Lucadou (Monitoring), Dr. Tereza Cairns (Prüfärztin), Prof. Dr. Christoph Wanner (Hauptprüfer), Dr. Sharang Ghavampour (Monitoring), Dr. Vladimir Cejka (Prüfarzt), Anja Knoppe (Study-Nurse), Isabell Endrich (Projektkoordinatorin) © Anja Knoppe / UKW

Würzburg. Weltweit leben mehr als 850 Millionen Menschen mit einer chronischen Nierenerkrankung. Die unaufhaltsame Krankheit ist nicht heilbar. Doch dank der Forschung und neuer medikamentöser Therapien kann das Fortschreiten der Erkrankung in vielen Fällen verzögert werden. Ein wichtiger Therapiebaustein, der noch mehr Patientinnen und Patienten noch länger vor der Dialyse und dem endgültigen Versagen von Herz und Nieren bewahren könnte, wird jetzt in der neuen klinischen Studie EASi-KIDNEY geprüft. 

Aldosteron-Synthase-Inhibitor (ASi) zur Senkung des Blutdrucks und Entlastung von Herz und Niere

Im Fokus der internationalen Phase-III-Studie steht ein Aldosteron-Synthase-Inhibitor (ASi) Vicadrostat. Der von Boehringer Ingelheim entwickelte Wirkstoff blockiert die Aktivität eines Enzyms, das für die Produktion des Hormons Aldosteron verantwortlich ist. Durch die Hemmung der Aldosteron-Synthase wird weniger Aldosteron produziert, was dazu führt, dass der Körper weniger Natrium und Wasser speichert und mehr Kalium behält. „Das kann helfen, den Blutdruck zu senken und das Herz sowie die Nieren zu entlasten“, erklärt Prof. Dr. Christoph Wanner, stellvertretender Vorsitzender des EASi-KIDNEY Trial Steering Committee. Christoph Wanner ist Senior Professor sowohl am Department für Klinische Forschung und Epidemiologie des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz Würzburg (DZHI) am Universitätsklinikum Würzburg (UKW) als auch am Nuffield Department of Population Health (NDPH) der Clinical Trial Service Unit (CTSU) der Universität Oxford.

Empagliflozin kann Nierenkranke jahrelang vor der Dialyse bewahren und ist Teil von EASi-Kidney

Seit fast 20 Jahren führt Christoph Wanner zusammen mit der Universität Oxford große Studien wie SHARP, REVEAL und EMPA-Kidney durch. In der multizentrischen EMPA-Kidney-Studie bewies das Studienteam bereits eindrucksvoll die Wirksamkeit des SGLT2-Inhibitors Empagliflozin. Die tägliche Einnahme einer Tablette Empagliflozin senkt nicht nur den Blutzucker, sondern kann bei Nierenpatientinnen und -patienten auch eine Verschlechterung der Nierenfunktion oder den Tod durch Herzerkrankungen verhindern, unabhängig davon, ob sie an Diabetes Typ 2 leiden oder nicht. 

Empagliflozin ist deshalb auch Teil der EASi-KIDNEY-Studie. Alle Studienteilnehmenden nehmen einmal täglich 10 mg Empagliflozin ein. Die Hälfte der Teilnehmenden erhält zusätzlich 10 mg des Aldosteron-Synthase-Inhibitor (ASi), die andere Hälfte ein Scheinmedikament (Plazebo). Da es sich um eine doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Studie handelt, wissen weder die Teilnehmenden noch die Behandelnden, wer Vicadrostat erhält.

11.000 Patientinnen und Patienten aus 450 Kliniken weltweit – 50 Kliniken in Deutschland – Studienzentrale ist in Würzburg

450 Kliniken in 18 Ländern sollen insgesamt 11.000 Patientinnen und Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz rekrutieren. Die deutsche Studienzentrale ist am DZHI Würzburg angesiedelt und wird von Dr. Marcela Fajardo-Moser geleitet. Für die Organisation, Koordination und das Monitoring der Investigator-initiierten Studie erhält das Clinical Trial Office am DZHI rund 8 Millionen Euro aus Oxford. „Wir konnten bereits 47 Zentren in Deutschland für die Studie gewinnen, 50 Zentren sind unser Ziel“, sagt Tereza Cairns, Fachärztin für Innere Medizin und Nephrologie am UKW und verantwortlich für das Prüfzentrum in Würzburg. „Voraussetzung für die Teilnahme ist ein gültiges Good Clinical Practice Certificate des medizinischen Personals sowie eine Study Nurse und eine Stellvertretung. Insgesamt wollen wir 1.250 Patientinnen und Patienten mit etablierter chronischer Niereninsuffizienz in Deutschland rekrutieren.“ 

ASi als Ergänzung zu Empagliflozin lieferte vielversprechende Ergebnisse in Phase-II-Studie

Die Ergebnisse der Phase-II-Studie für Vicadrostat, die auf der Kidney Week 2023 der American Society of Nephrology (ASN) vorgestellt wurden, waren vielversprechend. Nach 14-wöchiger Einnahme von Vicadrostat zusätzlich zu Empagliflozin zeigte sich bereits ein signifikanter Rückgang der Albuminurie um bis zu 40 Prozent im Vergleich zum Placebo - das Vorhandensein von Albumin im Urin gilt als Marker für Nierenschäden.

Für Christoph Wanner ist der Aldosteron-Synthase-Inhibitor eine Weiterentwicklung der dritten Therapiesäule zur Stabilisierung der Nierenerkrankung. Während der Aldosteron-Rezeptor-Blocker Finerenon die Wirkung von Aldosteron verhindert, indem er das Hormon an seine Rezeptoren bindet, setzt der Aldosteron-Synthase-Inhibitor früher an, indem er die Produktion von Aldosteron verhindert und das dafür notwendige Enzym blockiert. ASi könnte diese Lücke noch etwas besser schließen.  

Verschiedene Säulen um die Nierenerkrankung eines Tages vollständig zu stoppen

Welche Säulen gibt es bereits? „Wir haben als erste Säule die RAS-Blocker wie etwa die ACE-Hemmer, die das Renin-Angiotensin-System (RAS) hemmen, und dabei helfen, den Blutdruck zu senken, die Herzbelastung zu reduzieren und die Nierenfunktion zu schützen. Die zweite Säule bilden die SGLT-2-Hemmer.“ Die dritte Säule bilden wie oben beschrieben der Aldosteron-Rezeptor-Blocker beziehungsweise der Aldosteron-Synthase-Inhibitor. Als vierte Säule sieht Wanner den Schlankmacher Semaglutid, auch als Abnehmspritze bekannt. Der GLP-1-Rezeptoragonist ahmt die Wirkung des körpereigenen Hormons GLP-1 nach, das eine wichtige Rolle bei der Blutzucker- und Appetitregulation spielt. Das ursprünglich als Antidiabetikum entwickelte Medikament hat neben der Gewichtsabnahme, der Verbesserung der Blutzuckerwerte und der Blutdrucksenkung auch positive Auswirkungen auf Herz und Nieren, wie Studien gezeigt haben. Derzeit ist der Wirkstoff nur für Diabetiker zugelassen, eine Zulassung für Niereninsuffizienz erwartet Wanner im kommenden Jahr. „Wir haben in kurzer Zeit vier Säulen, mit denen wir das Fortschreiten der Krankheit deutlich verzögern können“, sagt Christoph Wanner. Leider sterben immer noch zu viele Patientinnen und Patienten an Komplikationen, Komorbiditäten oder erreichen das Dialysestadium. Es brauche eine Früherkennung und weitere Säulen. Die fünfte könnte Wanner zufolge ein endokriner Rezeptor-Antagonist sein, die sechste ein löslicher Guanylatzyklase-Aktivator. „Wir arbeiten an dem Konzept, um diese Nierenerkrankung eines Tages hoffentlich komplett zum Stillstand zu bringen“, sagt Wanner. Denn es wird wohl nicht bei den 850 Millionen Betroffenen weltweit bleiben. Es wird erwartet, dass die chronische Nierenerkrankung parallel zu Begleiterkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und Adipositas im Alter weiter zunimmt.

Internationale Studienwebseite: https://www.easikidney.org/

Kontakt zum EASi-KIDNEY-Studienteam: 
Clinical Trial Office am
Universitätsklinikum Würzburg
Am Schwarzenberg 15, Haus A15
97078 Würzburg
Telefon: 0931 201-46343
E-Mail: ClinicalTrialOffice@ukw.de

Text: Kirstin Linkamp / UKW 

Hentschel-Preis 2024 an zwei Würzburger Schlaganfallforscher vergeben

Mit Dr. Felipe A. Montellano und Dr. Christoph Vollmuth wurden zwei Wissenschaftler aus der Würzburger Universitätsmedizin für ihre Beiträge zur Schlaganfallforschung mit dem diesjährigen Hentschel-Preis ausgezeichnet.

Die Hentschel-Preisträger 2024 Dr. Felipe A. Montellano (links) und Dr. Christoph Vollmuth (rechts), zusammen mit Günter Hentschel, dem Gründer der gleichnamigen Stiftung.
Die Hentschel-Preisträger 2024 Dr. Felipe A. Montellano (links) und Dr. Christoph Vollmuth (rechts), zusammen mit Günter Hentschel, dem Gründer der gleichnamigen Stiftung. Bild: Michael Schuhmann / UKW

Würzburg. Der bundesweit ausgeschriebene und in Summe mit 5.000 Euro dotierte Hentschel-Preis ging in diesem Jahr zu gleichen Teilen an Dr. Felipe A. Montellano und Dr. Christoph Vollmuth für ihre Arbeiten zur prognostischen Wertigkeit von blutbasierten Biomarkern nach akutem Schlaganfall. Beide Preisträger sind Mitarbeiter der von Prof. Dr. Jens Volkmann geleiteten Neurologischen Klinik und Poliklinik des Universitätsklinikums Würzburg (UKW). Dr. Montellano ist zudem am von Prof. Dr. Peter U. Heuschmann geleiteten Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg tätig.

Hinter dem Award steht die Würzburger Hentschel-Stiftung, die seit dem Jahr 2011 jährlich wissenschaftliche Erkenntnisse zur Prävention, Diagnostik oder Therapie des Schlaganfalls auszeichnet. Die Preisverleihung fand am 23. Oktober 2024 im Rahmen des 9. Würzburger Schlaganfallsymposiums statt, einer interdisziplinären Fortbildungsveranstaltung der Neurologischen Klinik des UKW. Gemeinsam mit dem Stiftungsgründer Dipl.-Ing. Günter Hentschel und Prof. Dr. Michael Schuhmann, dem Inhaber der Stiftungsprofessur der Hentschel-Stiftung am UKW, gratulierte Prof. Dr. Karl Georg Häusler, Leitender Oberarzt der Neurologischen Klinik und Poliklinik des UKW sowie Organisator des Schlaganfallsymposiums, den Preisträgern sehr herzlich.

Um auch künftig Projekte zum Thema Schlaganfall unterstützen zu können, freut sich die Hentschel-Stiftung Würzburg über Spenden auf das folgende Konto: Kampf dem Schlaganfall, HypoVereinsbank Würzburg, BIC: HYVEDEMM455, IBAN: DE45790200760347390402. Die Stiftung ist vom Finanzamt Würzburg unter der Steuernummer 257/147/00343 als gemeinnützig anerkannt. Zustiftungen und Spenden sind daher steuerlich absetzbar.

 

Text: Pressestelle / UKW

Die Hentschel-Preisträger 2024 Dr. Felipe A. Montellano (links) und Dr. Christoph Vollmuth (rechts), zusammen mit Günter Hentschel, dem Gründer der gleichnamigen Stiftung.
Die Hentschel-Preisträger 2024 Dr. Felipe A. Montellano (links) und Dr. Christoph Vollmuth (rechts), zusammen mit Günter Hentschel, dem Gründer der gleichnamigen Stiftung. Bild: Michael Schuhmann / UKW

Preiswürdige Forschung für eine klimafreundlichere Gastroenterologie

Für ihre Forschung zu den Möglichkeiten, den CO2-Fußabdruck der gastroenterologischen Endoskopie zu senken, wurde Dr. Dorothea Henniger vom Uniklinikum Würzburg mit dem Martin-Gülzow-Preis der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauung und Stoffwechselerkrankungen ausgezeichnet.

Dr. Dorothea Henniger nahm den Martin-Gülzow-Preis von DGVS-Präsident Prof. Dr. Heiner Wedemeyer entgegen.
Martin-Gülzow-Preis 2024.jpg, © DGVS Dr. Dorothea Henniger nahm den Martin-Gülzow-Preis von DGVS-Präsident Prof. Dr. Heiner Wedemeyer entgegen.

Würzburg. Der von Prof. Dr. Alexander Meining geleitete Bereich Gastroenterologie an der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW) strebt danach, die Kohlendioxid-Emissionen rund um seine endoskopischen Untersuchungen und Eingriffe zu reduzieren. Für ihre Forschung zu diesem Thema erhielt Dr. Dorothea Henniger Anfang Oktober dieses Jahres den Martin-Gülzow-Preis der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauung und Stoffwechselerkrankungen (DGVS). Der Award wird an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler für grundlegende oder richtungsweisende Arbeiten im Bereich der klinischen Gastroenterologie vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert.
Das wissenschaftliche Projekt für eine „Grüne Endoskopie“ am UKW gliederte sich in zwei Phasen. „Zunächst ging es darum, die Menge der in Zusammenhang mit unserer Endoskopie freigesetzten Treibhausgase zu quantifizieren“, beschreibt Dr. Henniger und fährt fort: „Mangels entsprechender Herstellerdaten berechneten wir selbst den CO2-Fußabdruck der eingesetzten Instrumente und sonstigen Ausrüstung – nach unserem Wissen als weltweit erste Einrichtung.“ Dabei wurde deutlich, dass Plastik-Einwegmaterialien, wie Kittel oder Mundstücke, auf ihrem Lebensweg die meisten Treibhausgas-Emissionen verursachen. 

Maßnahmenbündel reduziert Emissionen um über 18 Prozent

Aufgrund der erhobenen Untersuchungsergebnisse tauschte die Gastroenterologie des UKW in einer zweiten Projektphase 224 Endoskopieprodukte gegen klimafreundlichere Erzeugnisse aus – vor allem durch die Wahl von Produkten mit geringeren Transportwegen. „Allerdings zeigte sich auch, dass es für 70 Prozent der Produkte zum Zeitpunkt unserer Studie keine ‚grüneren‘ Alternativen gab“, berichtet die Fachärztin für Innere Medizin und Gastroenterologie.
Darüber hinaus wurde in der Endoskopie des UKW – begleitet von einer entsprechenden Schulung der Mitarbeitenden – ein Recyclingsystem eingeführt. Laut der Preisträgerin konnte dadurch das Restmüllaufkommen um 20 Prozent verringert werden. „Außerdem haben wir unsere Kolleginnen und Kollegen für einen bewussteren Umgang mit Instrumenten sensibilisiert, wodurch wir die Anzahl der benutzen Instrumente ebenfalls reduzieren konnten“, schildert Dr. Henniger und fasst zusammen: „Alle genannten Maßnahmen führten in Summe dazu, dass wir unsere CO2-Emisssionen um über 18 Prozent gesenkt haben.“ 
Die der Vergabe des Martin-Gülzow-Preises zugrundeliegende Studie erschien im Februar 2024 in der gastroenterologischen Fachzeitschrift Gut unter dem Titel „Reducing scope 3 carbon emissions in gastrointestinal endoscopy: results of the prospective study of the 'Green Endoscopy Project Würzburg'“.

Text: Pressestelle / UKW
 

Dr. Dorothea Henniger nahm den Martin-Gülzow-Preis von DGVS-Präsident Prof. Dr. Heiner Wedemeyer entgegen.
Martin-Gülzow-Preis 2024.jpg, © DGVS Dr. Dorothea Henniger nahm den Martin-Gülzow-Preis von DGVS-Präsident Prof. Dr. Heiner Wedemeyer entgegen.