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„Große Ehre“: Prof. Dr. Hermann Einsele in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen

Akademie vernetzt Spitzenforscherinnen und -forscher über Fach- und Ländergrenzen hinweg und wirkt mit ihrer wissenschaftlichen Expertise in Politik und Gesellschaft hinein. Sie wurde 1759 gegründet.

Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II am UKW, wurde nun als Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Foto: UKW
Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II am UKW, wurde nun als Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Foto: UKW

Würzburg. Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II am Universitätsklinikum Würzburg (UKW), wurde nun als Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Die Akademie vernetzt Spitzenforscherinnen und -forscher über Fach- und Ländergrenzen hinweg und wirkt mit ihrer wissenschaftlichen Expertise in Politik und Gesellschaft hinein. Sie wurde 1759 gegründet.

„Es ist eine große Ehre, als Mitglied in die altehrwürdige Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen worden zu sein. Mit Kollegen aus dem Bereich der Krebsforschung planen wir aktuell ein Symposium zum Thema „Präzisionsmedizin in der Krebsbehandlung“, dass wir in den großartigen Räumlichkeiten der Akademie organisieren wollen“, so der Würzburger Krebsmediziner.

Professor Einsele ist zudem Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Academia Europaea. Er wurde mit zahlreichen bedeutenden Preisen ausgezeichnet, darunter der Ken Anderson Award (2024) und der Erasmus Haematology Award (2022) der Erasmus Universität Rotterdam (Niederlande) für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Immuntherapie von Krebserkrankungen. Seit 2023 ist er Sprecher des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen NCT WERA.

Ein großer Schwerpunkt seiner Arbeit ist das Multiple Myelom, nach Leukämie die zweithäufigste Blutkrebserkrankung. So wird am UKW das größte Myelom-Programm in Europa mit vielem klinischen Studien und Begleitforschung zu den neuesten Therapieformen wie CAR T Zellen und verschiedenen T Zell aktivierenden Antikörpern angeboten.

Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II am UKW, wurde nun als Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Foto: UKW
Prof. Dr. Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II am UKW, wurde nun als Mitglied in die Bayerische Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Foto: UKW

And the winner is… ENDOLEASE!

PROJEKTTEAM VON ENDOLEASE GEWINNT AUCH DIE DRITTE PHASE DES BUSINESSPLAN WETTBEWERBS NORDBAYERN

Ein Interview mit den Entwicklern der weltweit ersten implantierbaren Plattformtechnologie zur superselektiven intraarteriellen Wirkstofffreisetzung: Dr. Anna Fleischer (Clinician Scientist und Projektleiterin) und Johannes Braig (Ingenieur und Medizinstudent).

 

Anna Fleischer im blau-weißen Sommerkleid und Johannes Braig im beigefarbenen Jacket halten auf der Bühne die  eingerahmte Urkunde hoch und strahlen in die Kamera.
Anna Fleischer und Johannes Braig nehmen für das ENDOLEASE-Team die Urkunde des 1. Platzes in der dritten Phase des Businessplan Wettbewerbs Nordbayern entgegen. © BayStartUP
Die Preisträger und die Jury stehen auf der Bühne mit einem riesigen Scheck über 10.000 Euro für ein Mediabudget der Main-Post
Das Team von ENDOLEASE freut sich über die Auszeichnung mit dem ersten Platz in der Kategorie „Global Hero“ beim Würzburger StartUP-Preis der Initiative Gründen@Würzburg. Sie konnten im Mainfrankentheater sowohl die Jury als auch das Publikum überzeugen. © THWS
Die Folie zeigt, wie das System aufgebaut ist. Äußere Membran, Fasergerüst mit Hydrogelträger, Innere Membran.
Die Grafik zeigt, wie das ENDOLEASE System mittels Ballonkatheter in die Arterie gesetzt wird, die Wirkstoffe in den Arterie abgibt und sich im Kapillarsystem verteilt.
Die Grafik zeigt, was ENDOLEASE kann, was Stents nicht können, nämlich Wirkstoffe in die Arterie abgeben, Stent hält Gefäß offen und gibt Wirkstoffe in die umliegende Gefäßwand ab, aber nicht in den Blutfluss.

Würzburg. Nach dem Gewinn der ersten beiden Phasen des Businessplan Wettbewerbs Nordbayern (BayStartUP) überzeugte das Team von ENDOLEASE nun auch in der dritten und finalen Phase. Damit sicherte sich das Team um Anna Fleischer und Johannes Braig nicht nur ein weiteres Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro, sondern auch die Auszeichnung als eines der vielversprechendsten MedTech-Projekte der Region. ENDOLEASE steht für „ENDOvascular reLEASE“. Dabei handelt es sich um die weltweit erste implantierbare Plattformtechnologie zur superselektiven, intraarteriellen Wirkstofffreisetzung. So funktioniert es: Das ENDOLEASE-System wird mit einem Ballonkatheter minimal-invasiv in eine Arterie platziert, die zum Zielgewebe führt. Die äußere Membran des bioresorbierbaren, röhrenförmigen Implantats grenzt das System vom Endothel ab. Darunter befindet sich ein Fasergerüst mit einem Hydrogelträger für die Wirkstoffe. Die Wirkstoffe werden über die innere Membran kontrolliert und gleichmäßig in den arteriellen Blutstrom abgegeben, sodass ausschließlich im Versorgungsgebiet der Arterie eine hohe Wirkstoffkonzentration erreicht wird. Dies steigert die Wirksamkeit, minimiert systemische Nebenwirkungen und erweitert das therapeutische Fenster, wodurch neue Therapieoptionen für schwer behandelbare Erkrankungen entstehen. 

Mit ihrer innovativen Idee und der bisherigen Entwicklungsleistung konnte das Team des Uniklinikums Würzburg bereits bei verschiedensten Wettbewerben überzeugen und wichtige Fördermittel einwerben. Im Interview schildern Dr. Anna Fleischer (34) aus der Medizinischen Klinik und Poliklinik II sowie Johannes Braig (31) vom Lehrstuhl für Funktionswerkstoffe der Medizin und der Zahnheilkunde FMZ, wie aus einer klinischen Beobachtung eine innovative Idee wurde, wie interdisziplinäre Zusammenarbeit und Unterstützung aus Würzburg das Projekt möglich machen, und wohin die Reise mit ENDOLEASE noch gehen soll.

Herzlichen Glückwunsch! Ihr habt gerade die dritte Phase des Businessplan Wettbewerbs Nordbayern gewonnen. Worum geht es denn in den einzelnen Phasen? 

Anna Fleischer: Vielen Dank! Wir haben uns riesig über die Auszeichnung gefreut. In Phase 1 ging es um die Geschäftsidee und den Kundennutzen. In Phase 2 standen Marketing und Vertrieb im Mittelpunkt und in der dritten Phase lag der Fokus auf der Umsetzungsstrategie und Finanzierung. Dass wir in allen drei Phasen überzeugen konnten, freut uns sehr und zeigt, dass unser Konzept als tragfähig anerkannt wurde. 

Was haben euch die einzelnen Phasen gebracht? 

Johannes Braig: Neben dem Preisgeld war vor allem die Sichtbarkeit für uns enorm wertvoll. So haben sich bereits potenzielle Investoren, Business Angels und strategische Partner gemeldet, die uns gern mit ihrer Expertise und privatem Kapital unterstützen möchten. 

Anna: Auch unabhängig vom Wettbewerbserfolg haben wir viel gelernt. Die strukturierte Begleitung durch jede Phase hat uns geholfen, unser Geschäftsmodell strategisch weiterzuentwickeln. Besonders hilfreich war das schriftliche Feedback der Jury, die aus erfahrenen Unternehmern, Investoren und Branchenexpert:innen bestand. Das hat uns immer wieder neue Perspektiven eröffnet – und das Projekt entscheidend vorangebracht. 

Anna, du hattest die Idee zu ENDOLEASE. Wie kam es dazu? 

Anna: Die Theorie zu ENDOLEASE entstand tatsächlich aus einem konkreten klinischen Erlebnis – aber praktisch zum Leben erweckt wurde sie durch die engagierte Zusammenarbeit mit vielen großartigen Mitstreitern. Während einer Kontrastmitteluntersuchung habe ich damals gespürt, wie präzise sich Substanzen über eine bestimmte Arterie in das Kapillargebiet eines Zielorgans leiten lassen. Da kam mir der Gedanke: Was wäre, wenn wir diese Route gezielt nutzen könnten, um Medikamente lokal – und über einen genau definierten Zeitraum – in erkranktes Gewebe einzubringen? Statt den ganzen Körper systemisch mit hohen Wirkstoffdosen zu belasten, könnten wir die Substanzen gezielt dort freisetzen, wo sie wirklich gebraucht werden. Mit minimaler Dosis, aber maximaler lokaler Wirkung

Ihr nutzt die Kapillaren, um die therapeutische Wirksamkeit im Zielgewebe zu steigern und gleichzeitig systemische Nebenwirkungen drastisch zu reduzieren. Wie funktioniert das? 

Anna: Millionen Jahre Evolution haben die Kapillaren zu hochspezialisierten Strukturen für den Stoffaustausch zwischen Blut und Gewebe geformt. ENDOLEASE nutzt genau diesen physiologischen Mechanismus: Die Wirkstoffe erreichen punktgenau das Zielgewebe, werden dort in hoher Konzentration aufgenommen und entfalten ihre Wirkung – ohne systemisch relevante Konzentrationen zu verursachen. Im venösen Rückstrom werden die verbleibenden Wirkstoffreste stark verdünnt – ein natürlicher Effekt, der die systemische Belastung minimiert.

Kannst du ein Beispiel für die Anwendung nennen? 

Bei einer Chemotherapie zum Beispiel könnte der Wirkstoff gezielt und hochkonzentriert auf einen soliden Tumor wirken, ohne sich im gesamten Blutvolumen zu verteilen – und so möglicherweise typische Nebenwirkungen wie Übelkeit, Herz- oder Leberschäden oder Neuropathien deutlich verringern. 

Aber auch andere medizinische Fachbereiche können von ENDOLEASE profitieren. 

Anna: Genau. Nachdem ich das Konzept systematisch weiterentwickelt und erste Funktionsmodelle skizziert hatte, sprach ich Key Opinion Leader aus rund einem Dutzend Fachabteilungen an, die in Letters of Intent ihre Unterstützung bei der Translation der ENDOLEASE-Plattformtechnologie zusicherten. Wir sind äußerst dankbar, so viele engagierte und erfahrene Mitstreiterinnen und Mitstreiter aus ganz unterschiedlichen Disziplinen an unserer Seite zu wissen. Diese interdisziplinäre Rückendeckung ist für uns von unschätzbarem Wert. 

Wie und wann kam die Biofabrikation ins Spiel? 

Anna: Im Rahmen der Patentanmeldung wurde mir schnell klar, dass ich für die technische Umsetzung starke Partner brauche. Ich hatte zwar eine klare Vision von den funktionellen Eigenschaften, die das System erfüllen sollte – von der gezielten Wirkstofffreisetzungskinetik bis hin zur sicheren, atraumatischen Integration in das Gefäßsystem – doch für die konkrete Entwicklung eines bioresorbierbaren Implantats fehlten mir die ingenieurwissenschaftlichen Ressourcen. Es ist ein großes Glück, direkt vor der Haustür in Würzburg einen Lehrstuhl zu haben, der auf diesem Gebiet führend ist und auf ein so engagiertes und innovatives Team zu treffen.

Johannes: Anna stellte das Projekt meinem Doktorvater, Professor Tomasz Jüngst, vor. Mit jedem Satz aus ihrem Mund wurde sein Grinsen breiter. Denn Grundlagen für das, was Anna sich vorstellte, erarbeiteten wir an unserem Lehrstuhl bereits seit vielen Jahren. Wir erforschen, wie sich mithilfe modernster 3D-Drucktechnologie künstliche Blutgefäße herstellen lassen. Dabei nutzen wir ein Verfahren namens Melt Electrowriting, mit dem wir aus extrem feinen Kunststofffasern sogenannte Scaffolds drucken, die wie kleine Röhren aussehen. Diese Gerüste befüllen wir anschließend mit Hydrogelen, die wir mit menschlichen Zellen kultivieren. Innerhalb weniger Tage besiedeln die Zellen das künstliche Gefäßgerüst und bilden eine funktionale Schicht, die der Struktur von echten Blutgefäßen ähnelt. 

Statt der menschlichen Zellen bringt ihr bei ENDOLEASE nun Wirkstoffe ein? 

Johannes: Richtig. Statt Zellkulturen bringen wir bei ENDOLEASE Medikamente in die Hydrogelstruktur ein – abgestimmt auf die jeweilige Indikation. Tomasz ließ den Postdoc Dr. Michael Bartolf-Kopp, den Doktoranden Franz Moser und mich auf das Projekt los und bat uns, einen Prototypen zu entwickeln, aus dem Wirkstoffe eingebracht und freigesetzt werden können.

Und wie ging es mit dem Businessplan weiter?

Anna: 2023 nahmen wir dann gemeinsam – Klinik und Biofabrikation – an einem sechswöchigen internationalen Bootcamp in Schweden teil, organisiert von BioM und dem schwedischen Biotech-Inkubator SmiLe. Dieses Programm ermöglichte uns, unsere Innovation aus verschiedenen Blickwinkeln zu analysieren, regulatorische Hürden zu verstehen und eine schlüssige Marktstrategie zu formulieren. Online und in München wurde das Programm weitergeführt. Wir haben in dieser Zeit nicht nur viel gelernt, sondern auch als Team enorm an Zusammenhalt gewonnen. Wobei die Zusammenarbeit schon vom ersten Tag an außergewöhnlich konstruktiv, inspirierend und von großem gegenseitigen Respekt geprägt war. 

Wer gehört eigentlich mit welchen Aufgaben zum Kernteam von ENDOLEASE?

Anna: Die Projektleitung mit Fokus auf die klinische Translation liegt bei mir. Ich habe Medizin in Würzburg studiert und mich zusätzlich in den Bereichen Gesundheitsökonomie und Translation qualifiziert – mit einem Master of Health Business Administration und einem Master in Translational Medicine. Aktuell bin ich im Rahmen eines Clinician-Scientist-Programms in der Weiterbildung zur Fachärztin für Neurologie und Psychosomatik.

Johannes: Das Team hier am FMZ ist unter der Arbeitsgruppenleitung von Tomasz Jüngst für die technische Entwicklung zuständig. Michael Bartolf-Kopp ist als PostDoc über den Medical-Valley-Award angestellt. Zum Team gehören noch der zahnmedizinische Doktorand Florian Mattern und die beiden pharmazeutischen Doktoranden Lina Tschauder und Maurice Simon. Ich selbst komme ursprünglich aus den Ingenieurwissenschaften, stehe kurz vor dem Abschluss meiner naturwissenschaftlichen Promotion und studiere aktuell im zehnten Semester Humanmedizin. Meine Rolle ist die Brücke zwischen Technik und Klinik. Mich hat diese klinische Translation schon immer fasziniert, wie neue Technologien in die Klinik kommen. 

Anna: Wir schätzen uns zudem sehr glücklich, mit Dr. Heinz Schwer einen so erfahrenen und engagierten Partner an unserer Seite zu haben, der uns mit über 20 Jahren Berufserfahrung in finanziellen und strategischen Fragestellungen mit herausragendem Engagement und Expertise begleitet. Unterstützt wird er von seinem Sohn Valentin Schwer, der frische Perspektiven und großes Engagement ins Projekt einbringt. Und mit Dr. Eric Wittchow haben wir einen Experten an Bord, der tiefes Know-how in der lokalen Arzneimittelabgabe und bioresorbierbaren Stents, sowie Regulatorik mitbringt – gerade für die präklinische Entwicklung ein großer Gewinn.

Wo habt ihr mit eurem starken Team neben dem Businessplan Wettbewerb Nordbayern bislang erfolgreich teilgenommen? 

Anna: Unser erster kleiner Erfolg war der Posterpreis des Interdisziplinären Zentrums für Klinische Forschung (IZKF). Bereits in einer frühen Projektphase erhielten wir eine Förderung durch die Vogel-Stiftung Dr. Eckernkamp. Hier hat uns Dr. Gunther Schunk bereits in einer sehr frühen Projektphase nicht nur Mut gemacht, sondern auch ganz konkret geholfen, unser Projekt strukturiert und nachhaltig aufzubauen – dafür sind wir sehr dankbar. Zudem wurden wir mit dem Bätz-Preis des Universitätsbundes e.V. ausgezeichnet. Ein wichtiger Meilenstein war der Gewinn des Medical Valley Awards – mit einer Förderung in Höhe von 500.000 Euro durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie. Darüber hinaus konnten wir beim Pitch Contest des Medical Valley e.V. wertvolle regulatorische Beratungsleistungen gewinnen. Eine besondere Auszeichnung war auch die Aufnahme in die innovate! Akademie sowie die damit verbundene Förderung durch die Joachim Herz Stiftung in Höhe von 250.000 Euro, mit der unter anderem die Stelle von Johannes finanziert wird. Beim Hochsprung-Award 2025 sicherten wir uns den zweiten Platz. Zuletzt wurden wir beim Würzburger StartUP-Preis der Initiative Gründen@Würzburg im Mainfranken Theater in der Kategorie „Global Hero“ sowohl durch das Jury-Votum als auch im Publikumsvoting mit dem ersten Platz ausgezeichnet. Ein herzlicher Dank gilt auch der Else Kröner-Fresenius-Stiftung, deren Forschungsfreistellung mir die nötige Flexibilität für die wissenschaftliche Weiterentwicklung des Projekts ermöglicht.

Johannes: Das Schöne ist, dass wir Auszeichnungen aus ganz unterschiedlichen Richtungen erhalten haben. Sowohl Vertreter und Vertreterinnen der Wissenschaft als auch der Wirtschaft signalisieren uns: Das, was wir vorhaben, ist sinnvoll und zukunftsweisend. 

Bei den Wettbewerben ist Sommerpause. Dafür läuft die Arbeit im Labor auf Hochtouren. Welchen Herausforderungen müsst ihr euch hier derzeit stellen?

Johannes: Nachdem wir einen so genannten Proof im Concept zeigen konnten befinden wir uns derzeit im Technologie Reifegrad Level (TLR) 3. Jetzt erfolgt die Optimierung und die erweiterte technische Umsetzung für die klinische Translation. Wir arbeiten derzeit daran, das ENDOLEASE-System so weiterzuentwickeln, dass es minimalinvasiv über die Leiste eingebracht werden kann – also auf einen Katheter aufgebracht und im Zielgefäß entfaltet wird. Dafür müssen wir es „crimpen“, also auf ein sehr kleines Maß komprimieren. Ist es an der gewünschten Stelle angekommen, wird ein kleiner Ballon aufgeblasen, der das Implantat aufdehnt und es sanft an die Gefäßwand presst.

Das Einsetzen verläuft also wie bei einem Stent? 

Johannes: Die Implantation ist vergleichbar, ja. Doch der Unterschied liegt in der Funktion: Ein klassischer Stent hält das Gefäß offen und gewährleistet einen freien Blutfluss. Inzwischen gibt es auch Drug-Eluting-Stents (DES), also mit Wirkstoffen beschichtete Stents. Die Wirkstoffe werden jedoch ausschließlich nach außen in die Gefäßwand abgegeben, um eine erneute Verengung der Gefäße zu verhindern. 

Unser ENDOLEASE-System verfolgt einen anderen Ansatz: Es gibt die Wirkstoffe nicht in die Gefäßwand, sondern in den arteriellen Blutstrom ab, sodass wir damit nicht die Arterienwand, sondern ein bestimmtes Gewebeareal oder ein Organ behandeln können, je nachdem, welches Gewebe oder Organ beschädigt ist.

Dank des Hydrogelträgers können wir dort über definierte Zeiträume im Vergleich zu Drug-Eluting-Stents größere Mengen verschiedenster Wirkstoffklassen freisetzen – auch komplexe Substanzen wie Antikörper.

Welche Wirkstoffe könnten über das ENDOLEASE-System transportiert werden? 

Anna: Tatsächlich erreichen uns aus der wissenschaftlichen Community immer wieder gezielte Anfragen zu potenziellen Anwendungen. Die Frage ist oft: Können wir dieses oder jenes Medikament mithilfe eines ENDOLEASE-Systems lokal in höherer Konzentration freisetzen – bei gleichzeitiger Reduktion systemischer Nebenwirkungen? Auch empfindliche Substanzen wie mRNA, Endonukleasen, siRNA oder Antisense-Oligonukleotide rücken zunehmend in den Fokus. Der Bedarf an präzisen, lokal wirksamen Wirkstoffabgabesystemen ist enorm – und wir würden uns sehr freuen, wenn wir mit ENDOLEASE einen Beitrag zur Lösung dieser Herausforderungen leisten könnten.

Eigentlich bräuchtet ihr ein riesengroßes Team, um alle Indikationen abzudecken. Ihr fokussiert euch zunächst jedoch auf die Behandlung von Herzinfarkten und die Vorbeugung von Herzinsuffizienz. Wie sieht hier der weitere Zeitplan aus?

Anna: Unser Ziel ist es, das ENDOLEASE-System bis Ende des Jahres erfolgreich im Kaninchenmodell zu testen. Danach wollen wir einen Ethikantrag für eine Großtierstudie einreichen. Ein Proof-of-Concept im Schweinemodell ist aus wissenschaftlicher Sicht ein wichtiger nächster Schritt, bevor wir in eine größere präklinische Kohorte gehen.

Johannes: Das Besondere an unserem Standort ist, dass es am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) bereits etablierte Tiermodelle für Herzinfarkte gibt. Wir freuen uns, dass uns unser Kooperationspartner, Professor Ulrich Hofmann von der Medizinischen Klinik und Poliklinik I, die Möglichkeit eröffnet, dort die ENDOLEASE-Technologie unter realistischen Bedingungen zu erproben. 

Johannes, du bist gerade dabei, deine naturwissenschaftliche Doktorarbeit über ein Herzpflaster abzuschließen. Kommt diese Expertise auch Endolease zugute? 

Johannes: Ja, ich kann bei ENDOLEASE sehr gut auf meiner bisherigen Arbeit aufbauen. Wir verwenden nämlich das gleiche 3D-Druckverfahren, das sogenannte Melt Electrowriting, und Hydrogele. Im Rahmen meiner Doktorarbeit haben wir auch schon am Herzinfarktmodell gearbeitet.

Wie unterscheidet sich dein Herzpflaster von dem, was das Team um Prof. Wolfram-Hubertus Zimmermann in Göttingen erstmals am Menschen getestet hat? 

Johannes: Die mechanische Architektur unseres Herzpflasters ist besonders. Es verfügt über bestimmte elastische Zonen, mit deren Hilfe es über die Herzoberfläche gestreckt werden kann, sowie über Kraftübertragungszonen. Über diese können die kontrahierenden Zellen des Pflasters ihre Kraft direkt auf den Herzmuskel übertragen um die Herzunterstützung weiter zu verbessern. 

Ihr seid auf Tierversuche angewiesen, bevor das System am Menschen getestet wird. Gleichzeitig arbeitet ihr nach dem 3R-Prinzip (Replace, Reduce, Refine). Gibt es hier konkrete Pläne, wie ihr Tierversuche vermeiden, vermindern und verbessern könnt?

Anna: Es ist uns ein großes Anliegen, Tierversuche zu reduzieren – sowohl aus ethischer als auch aus wissenschaftlich-strategischer Perspektive. Wir planen aktuell die Entwicklung eines digitalen Zwillings, der präklinische Daten integriert und Simulationen ermöglicht. Das heißt, der Computer lernt aus den Daten und kann genau voraussagen, wie das System reagiert, wenn wir eine bestimmte Variable ändern.

Dieses System soll nicht nur Tierversuche reduzieren, sondern langfristig auch als Entscheidungsunterstützung für Implantatdesign, Platzierung, Dosisanpassung und Wirkstoffwahl dienen.

Wer stand bzw. steht euch noch aus Würzburg zur Seite?

Anna: Dr. Gerhard Frank vom Innovations- und Gründerzentrum Würzburg (IGZ) hat von Anfang an uns geglaubt und uns mit großer Expertise, Weitblick und echtem persönlichen Einsatz begleitet. Besonders wertvoll war auch seine Unterstützung bei der Vernetzung mit Schlüsselpersonen, darunter der wunderbare Aktivsenior Wolfgang Beyer, der uns mit seiner langjährigen unternehmerischen Erfahrung zur richtigen Zeit zahlreiche kluge und praxisnahe Impulse gegeben hat. Auch das Servicezentrum Forschung und Technologietransfer (SFT) der Universität Würzburg unter der Leitung von Dr. Iris Zwirner-Baier, begleitet uns hervorragend bei unseren Patentanmeldungen und strategischen Fragen des Technologietransfers.

Absolut bereichernd war zudem die Unterstützung durch Prof. Dr. Wolfram Voelker und Sabine Franzek vom Interdisziplinären Trainings- und Simulationszentrum (INTUS), die uns wichtige Ressourcen zur Verfügung gestellt und bei einem wichtigen Besuch die Implantation des ENDOLEASE-Systems in einer realitätsnahen Simulation demonstriert haben.

Einen zentralen Baustein zur präklinischen Sicherheitsbewertung unseres Implantats liefert auch Dr. Maria Drayß, Clinician Scientist mit kardiologischer Expertise. Sie führt am Rudolf-Virchow-Zentrum (RVZ) unter der Leitung von Prof. Dr. Harald Schulze gezielt Thrombogenitätstestungen der ENDOLEASE-Systeme durch. Nicht zuletzt möchten wir Prof. Laura Schreiber, Rebekka Grapp und dem gesamten Team der Versuchstierhaltung danken sowie Dr. Niklas Beyersdorf vom Institut für Virologie und Immunbiologie, dessen Einsatz für den reibungslosen Ablauf unserer präklinischen Studien von unschätzbarem Wert war. Auch Prof. Dr. Lorenz Meinel vom Institut für Pharmazie und Lebensmittelchemie gilt unser Dank, der uns als Mentor mit seiner pharmakologischen Expertise durch entscheidende Projektphasen getragen hat. 

Natürlich wäre das Projekt ohne die Unterstützung vieler weiterer Personen nicht denkbar. Und dafür sind wir sehr dankbar. 

Das Interview führte Kirstin Linkamp (Wissenschaftskommunikation am UKW)

Wenn Leber und Galle die Knochen schwächen

Marie Schulze vom Universitätsklinikum Würzburg (UKW) erhielt für ihr Forschungsprojekt „Knochenstoffwechsel und Frakturrisiko bei primär biliärer Cholangitis” auf dem 21. HepNet-Symposium der Deutschen Leberstiftung am 27. Juni 2025 in Hannover ein Vernetzungs-Stipendium. Mit dem Preisgeld möchte die Assistenzärztin einen Forschungsaufenthalt im Universitätsspital Zürich in der Schweiz finanzieren. Ziel ist es, das pathophysiologische Verständnis zu vertiefen und eine individualisierte, geschlechtsspezifische Optimierung des Osteoporose-Screenings und der Therapieplanung zu ermöglichen.

Vernetzungs-Stipendium der Deutschen Leberstiftung 2025 – Urkundenverleihung auf dem 21. HepNet Symposium (v. l. n. r.): Prof. Dr. Andreas E. Kremer (Mitglied des Gutachterkomitees), Marie Schulze, Dr. Carina Jacobsen, Prof. Dr. Michael P. Manns (Vorstandsvorsitzender der Deutschen Leberstiftung), Quelle: Deutsche Leberstiftung

Würzburg. Marie Schulze konzentriert sich in ihrer Forschung auf die primäre biliäre Cholangitis (PBC). Dabei handelt es sich um eine chronisch-entzündliche, autoimmunbedingte Lebererkrankung, bei der die kleinen Gallengänge innerhalb der Leber allmählich zerstört werden. Dies führt zu einer chronischen Cholestase, also einem Rückstau von Gallenflüssigkeit. Typische Symptome sind Müdigkeit, Juckreiz und im späteren Verlauf eine Gelbfärbung der Haut. Unbehandelt kann PBC in eine Leberfibrose bis hin zur Zirrhose übergehen.
Zudem kann es bei PBC zu einer verminderten Knochendichte kommen. Die chronische Cholestase beeinträchtigt die Aufnahme fettlöslicher Vitamine wie Vitamin D, wodurch die Kalziumaufnahme reduziert wird und die Knochenmineralisierung gestört wird. Zusätzlich fördern chronische Entzündungsprozesse und hormonelle Veränderungen, insbesondere bei fortgeschrittener Lebererkrankung, den Knochenabbau.

Primäre biliäre Cholangitis (PBC) betrifft vor allem Frauen im mittleren Alter

„Da PBC vor allem Frauen mittleren Alters betrifft, die ohnehin ein erhöhtes Risiko für eine verminderte Knochendichte und Osteoporose haben, ist die Gefahr für einen Knochensubstanzverlust bei dieser Patientengruppe besonders hoch“, erklärt Marie Schulze. Präventive, therapeutische und Screening-Maßnahmen haben daher einen besonderen Stellenwert. Wann und wie solche Maßnahmen am besten durchgeführt werden können, will die Assistenzärztin in der Hepatologie am Uniklinikum Würzburg (UKW) in ihrem neuen Forschungsprojekt untersuchen. Dafür hat sie am 27. Juni 2025 auf dem 21. HepNet Symposium der Deutschen Leberstiftung in Hannover ein Vernetzungs-Stipendium erhalten.

Große Patientinnenkohorten am UKW und Universitätsspital Zürich

Ihre Forschung ist nämlich mit dem Universitätsspital Zürich (USZ) vernetzt. An beiden Einrichtungen, USZ und UKW, gibt es eine große Kohorte von Patientinnen mit PBC. Anhand dieser Kohorten möchte Marie Schulze den Einfluss der Grunderkrankung sowie der verschiedenen PBC-Therapien auf die Knochendichte und den Knochenstoffwechsel analysieren. Zur Therapie wird vor allem das Medikament Ursodesoxycholsäure (UDCA) eingesetzt, eine entzündungshemmende, natürlich vorkommende Gallensäure. „Für jeden Zweiten, der nicht auf UDCA ansprach, gab es bis vor kurzem noch keine guten Optionen“, sagt Prof. Dr. Andreas Geier, Leiter der Hepatologie am UKW. „Allerdings gab es hier vor einem halben Jahr mit der Zulassung der Peroxisome-Proliferator-Activated-Receptor-Agonisten (PPAR-Agonisten) für PBC einen Durchbruch.“ Der klinische Verlauf unter Therapie mit dieser Medikamentenklasse ist ebenfalls Teil des Forschungsprojekts.

Deutsche Leberstiftung unterstützt mit Vernetzungs-Stipendien zukunftsgerichtete, patientenzentrierte Leberforschung

Mit dem Stipendium der Deutschen Leberstiftung, welches die Übernahme der Reisekosten, der Unterkunft vor Ort sowie gegebenenfalls der Verbrauchsmittel in der gastgebenden Forschungseinrichtung umfasst, möchte Marie Schulze in Zürich an der Datenerfassung und -analyse mitarbeiten. Gefördert wird ein Zeitraum von bis zu sechs Monaten.

Für das Vernetzungs-Stipendium der Deutschen Leberstiftung haben sich Forschende aus Medizin und Wissenschaft aus ganz Deutschland mit ihren Projekten beworben. Die Prüfung der Förderanträge erfolgte durch ein unabhängiges Gutachterkomitee. In diesem Jahr hat das Gutachterkomitee die Förderung von zwei Projekten beschlossen. Neben dem Projekt von Marie Schulz wird das Projekt „Identifying how HDV-specific CD8+ T-cell clonotypes contribute to viral clearance in an in vitro HBV/HDV infection system” von Dr. Carina Jacobsen von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) mit einem Forschungsaufenthalt am Universitätsklinikum Heidelberg gefördert.

„Die Vernetzungs-Stipendien der Deutschen Leberstiftung sind wichtige Fördermaßnahmen und stärken die interdisziplinäre und internationale Zusammenarbeit zwischen führenden hepatologischen Forschungszentren. Diese Stipendien bündeln komplementäre wissenschaftliche Kompetenzen und technische Ressourcen, um innovative Fragestellungen mit hoher klinischer Relevanz effizient und praxisnah zu bearbeiten“, beschreibt Prof. Dr. Andreas E. Kremer vom USZ die Bedeutung des Stipendiums und ergänzt: „Die mit dem Vernetzungs-Stipendium geförderten Projekte stehen exemplarisch für eine zukunftsgerichtete, patientenzentrierte Leberforschung, die sowohl die Grundlagenforschung als auch eine klinische Umsetzung im Blick hat.“

Neue Arbeitsgruppe „Biliäre Erkrankungen“ am UKW

Biliäre Erkrankungen, das heißt Krankheiten, die die Gallenwege, die Gallenblase und/oder die Gallensekretion in der Leber betreffen, nehmen weltweit zu. Gründe dafür sind die steigende Lebenserwartung, der zunehmende Anteil autoimmuner und entzündlicher Erkrankungen sowie der weltweite Anstieg von Übergewicht und Bewegungsmangel. All dies begünstigt insbesondere die Bildung von Gallensteinen. Zudem führen verbesserte Diagnostikverfahren dazu, dass diese Erkrankungen heute häufiger erkannt und dokumentiert werden als noch vor wenigen Jahrzehnten. Das UKW trägt diesem Anstieg Rechnung und gründete im vergangenen Jahr die neue Arbeitsgruppe „Biliäre Erkrankungen“, der auch Prof. Gerd Sauter, Oberarzt im Schwerpunkt Hepatologie, mit angehört.

Text: KL / Wissenschaftskommunikation
 

Weniger Schmerz, mehr Lebensfreude – Axia-App-hilft bei axialer Spondyloarthritis

Das Start-up-Unternehmen Applimeda, das von Würzburger Medizinstudierenden gegründet wurde, hat gemeinsam mit der Rheumatologie des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) sowie Patientinnen und Patienten mit axialer Spondyloarthritis eine digitale Therapiehilfe entwickelt. Die signifikanten Ergebnisse der klinischen Studie zeigen nun, dass die App „Axia” eine sinnvolle Ergänzung zur medikamentösen Behandlung ist und Betroffene effektiv dabei unterstützt, ihre Behandlung aktiv mitzugestalten und vor allem regelmäßige Bewegung – ein zentraler Baustein der Therapie – besser in den Alltag zu integrieren. Mithilfe der App konnten Symptome gelindert, die Beweglichkeit verbessert und die Lebensqualität deutlich gesteigert werden.

Patrick-Pascal Strunz steht am Podium auf der Bühne vom EULAR-Kongress in Barcelona.
Dr. Patrick-Pascal Strunz stellte die signifikanten Ergebnisse der Axia-Studie als Late-Breaking Abstract auf dem Europäischen Rheumatologie-Kongress (EULAR) im Juni 2025 in Barcelona vor. © Marc Schmalzing / UKW
Selfie von Marc Schmalzing, der den Arm um Patrick-Pascal Strunz gelegt hat - beide lachen in die Kamera
Die Würzburger Rheumatologen Patrick-Pascal Strunz (links) und Marc Schmalzing freuten sich in Barcelona über die gute Resonanz auf die App für Personen mit axialer Spondyloarthritis (axSpA). © Marc Schmalzing / UKW
Collage mit vier Rahmen von Canva und Screenshots vom Mobiltelefon mit verschiedenen Funktionen der App
Die App „Axia” bietet über 250 physiotherapeutisch angeleitete Übungsvideos, kurze Dehn- und Mobilisationsübungen, eine Wissensbibliothek, interaktive Lernmodule, einen Schmerz- und einen Medikamententracker sowie viele weitere Funktionen. © Applimeda / UKW
Collage Laptop als Rahmen, innen ein Screenshot von der Applimeda-Webseite
Ein spielerisches Belohnungssystem mit Punkten, virtuellen Meilensteinen und dem Maskottchen Bechto sorgt bei Axia zusätzlich für Motivation. © Applimeda / UKW

Würzburg. Bei der axialen Spondyloarthritis (axSpA) handelt es sich um eine entzündliche Erkrankung der Gelenke, die vor allem die Wirbelkörper (griechisch spondylos) entlang der Körperachse (lateinisch axis) betrifft, also primär die Wirbelsäule und die Iliosakralgelenke. Die Erkrankung, auch als Morbus Bechterew bekannt, tritt meist im jungen Erwachsenenalter auf, häufig vor dem 45. Lebensjahr. Typisch sind schleichend beginnende, entzündliche Rückenschmerzen, die vor allem im Ruhezustand auftreten. In Deutschland sind schätzungsweise 0,5 bis 1 Prozent der Bevölkerung betroffen. Eine frühzeitige Diagnose und Therapie sind entscheidend, um das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und die Lebensqualität zu erhalten. Neben einer entzündungshemmenden medikamentösen Therapie ist eine konsequente Bewegungs- und Physiotherapie eine der zentralen Säulen leitliniengerechter Therapie. Oftmals mangelt es jedoch an der notwendigen Unterstützung und Motivation, um die empfohlenen Übungen täglich zu Hause durchzuführen.

Axia bietet über 250 physiotherapeutisch angeleitete Übungsvideos, Wissensbibliothek, Symptom- und Medikamententracker und vieles mehr

Hier setzt die Axia-App an. Die digitale Therapiehilfe für Menschen mit axialer Spondyloarthritis (axSpA) wurde von den Würzburger Medizinstudenten Maxime Le Maire und Tobias Heusinger sowie dem Informatiker Robert Leppich im Rahmen des Start-ups Applimeda sowie in Zusammenarbeit mit der Rheumatologie des Universitätsklinikums Würzburg (UKW) und der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew e. V. (DVMB) entwickelt. Die App bietet über 250 physiotherapeutisch angeleitete Übungsvideos, darunter auch sogenannte Alltagsroutinen. Bei diesen werden gezielte Dehn- oder Mobilisationsübungen in alltägliche Aktivitäten wie Zähneputzen oder Kaffeekochen eingebaut. Ein spielerisches Belohnungssystem mit Punkten, virtuellen Meilensteinen und dem Maskottchen Bechto sorgt zusätzlich für Motivation. Neben den Übungen umfasst die App auch edukative Inhalte. In interaktiven Lernmodulen wird medizinisches Wissen zur Erkrankung sowie Tipps zu den Themen Ernährung, Medikamenteneinnahme, Begleiterkrankungen und Alltagserleichterungen vermittelt. Ergänzt wird das Angebot durch Funktionen wie einen Symptom- und Medikamententracker, die Möglichkeit, Schrittzählerdaten einzubinden, sowie Entspannungsübungen.

App erzielt in Studie signifikante klinische Verbesserungen bei Personen mit axialer Spondyloarthritis (axSpA) 

In einer Usability-Studie konnte bereits gezeigt werden, dass sich die Trainingshäufigkeit der Teilnehmenden durch die Nutzung der App deutlich erhöhte – von durchschnittlich einem auf sechs Tage pro Woche. Viele Nutzerinnen und Nutzer berichteten bereits nach kurzer Zeit über eine verbesserte Beweglichkeit und weniger Schmerzen. Diese subjektiven Eindrücke wurden nun durch eine randomisiert-kontrollierte, deutschlandweite Studie mit insgesamt 200 Patientinnen und Patienten mit axSpA bestätigt. In der klinischen Studie erreichte die Gruppe, die zusätzlich zur regulären medikamentösen Behandlung die App „Axia“ nutzte, deutlich bessere Ergebnisse als die Gruppe ohne App. Bereits nach drei Monaten berichteten viele von ihnen von spürbaren Verbesserungen bei ihren Beschwerden, ihrer Beweglichkeit und ihrem allgemeinen Wohlbefinden“, sagt Studienleiter Dr. Patrick-Pascal Strunz. Der Rheumatologe durfte die signifikanten Ergebnisse als Late-Breaking Abstract auf dem Europäischen Rheumatologie-Kongress (EULAR) im Juni 2025 in Barcelona vorstellen (LB0002 2025).

Weniger Krankheitsaktivität und mehr Lebensfreude

Konkret sank die Krankheitsaktivität, gemessen mit dem BASDAI-Score (0–10 Punkte, wobei 10 für maximale Aktivität steht), in der App-Gruppe um durchschnittlich 1,66 Punkte, während sie in der Kontrollgruppe nur um 0,11 Punkte sank. Die Funktionseinschränkung im krankheitsspezifischen BASFI-Score (ebenfalls 0–10 Punkte) nahm um 1,12 Punkte ab, während sie in der Kontrollgruppe nur um 0,06 Punkte zurückging. Auch die Einschränkung der Lebensqualität im ASQoL verbesserte sich um 2,51 Punkte gegenüber 0,16 Punkten. Für die App-Nutzer und -Nutzerinnen bedeutet das mehr Lebensfreude, weniger Einschränkungen im Alltag und einem besseren Umgang mit der Erkrankung. Alltägliche Aktivitäten wie Anziehen, Bücken oder längeres Gehen fielen den Nutzerinnen und Nutzern nach der Anwendung leichter. Viele fühlten sich insgesamt aktiver, beweglicher und leistungsfähiger. Zudem gingen die typischen Krankheitssymptome wie Rückenschmerzen, Morgensteifigkeit und Erschöpfung in der App-Gruppe merklich zurück. 

Medizinisch messbarer Erfolg der Morbus Bechterew-Behandlung nach ASAS-Kriterien

Ein deutlicher Therapieerfolg zeigte sich auch nach den internationalen, standardisierten Bewertungskriterien der Assessment of SpondyloArthritis International Society (ASAS)*. 51 Prozent der App-Nutzerinnen und -Nutzer erreichten ein ASAS20-Ziel (20-prozentige Besserung), im Vergleich zu neun Prozent bei der Standardbehandlung. 23 Prozent erzielten sogar ein ASAS40 (40-prozentige Besserung), während es in der Kontrollgruppe nur drei Prozent waren. Dabei traten keine schwerwiegenden Nebenwirkungen auf, sodass die App als sicher und gut verträglich eingestuft werden kann.

Die App erfüllt bereits die Anforderungen der neuen europäischen Medizinprodukteverordnung und bietet Betroffenen somit eine moderne, leicht zugängliche Unterstützung. Das Team der Rheumatologie und die Entwickler des Start-up-Unternehmens Applimeda hoffen nun, dass die App als „Digitale Gesundheitsanwendung“ (DiGA) bald in die Regelversorgung aufgenommen wird.

* Kriterien nach ASAS (Assessment of SpondyloArthritis International Society): Um die Stufe ASAS20 zu erreichen, muss sich der Zustand in mindestens drei von vier Bereichen – 1. Rückenschmerzen, 2. allgemeines Wohlbefinden, 3. Beweglichkeit bzw. Funktion und 4. Entzündungszeichen wie Morgensteifigkeit – um 20 Prozent verbessert haben. Gleichzeitig darf sich keiner der Bereiche verschlechtern. ASAS20 ist somit ein Maß für eine spürbare, aber noch moderate Verbesserung der Krankheitssymptome. Eine deutliche Verbesserung zeigt das Ziel ASAS40 mit einer Besserung um mindestens 40 Prozent in drei von vier Bereichen an.

Text: KL/Wissenschaftskommunikation
 

Patrick-Pascal Strunz steht am Podium auf der Bühne vom EULAR-Kongress in Barcelona.
Dr. Patrick-Pascal Strunz stellte die signifikanten Ergebnisse der Axia-Studie als Late-Breaking Abstract auf dem Europäischen Rheumatologie-Kongress (EULAR) im Juni 2025 in Barcelona vor. © Marc Schmalzing / UKW
Selfie von Marc Schmalzing, der den Arm um Patrick-Pascal Strunz gelegt hat - beide lachen in die Kamera
Die Würzburger Rheumatologen Patrick-Pascal Strunz (links) und Marc Schmalzing freuten sich in Barcelona über die gute Resonanz auf die App für Personen mit axialer Spondyloarthritis (axSpA). © Marc Schmalzing / UKW
Collage mit vier Rahmen von Canva und Screenshots vom Mobiltelefon mit verschiedenen Funktionen der App
Die App „Axia” bietet über 250 physiotherapeutisch angeleitete Übungsvideos, kurze Dehn- und Mobilisationsübungen, eine Wissensbibliothek, interaktive Lernmodule, einen Schmerz- und einen Medikamententracker sowie viele weitere Funktionen. © Applimeda / UKW
Collage Laptop als Rahmen, innen ein Screenshot von der Applimeda-Webseite
Ein spielerisches Belohnungssystem mit Punkten, virtuellen Meilensteinen und dem Maskottchen Bechto sorgt bei Axia zusätzlich für Motivation. © Applimeda / UKW

Was gibt es Neues bei der Myelom-Therapie?

Am Mittwoch, den 2. Juli 2025, lädt das Uniklinikum Würzburg alle Interessierten zum 24. Myelom-Forum ein. Beim Informationstag wird für Laien verständlich über neue Möglichkeiten zur Therapie der Blutkrebserkrankung berichtet.

ZOM und ZIM- Gebäude
Das 24. Myelom-Forum des Uniklinikums Würzburg findet am 2. Juli 2025 im Zentrum für Innere Medizin statt. Bild: Thomas Pieruschek / UKW

Würzburg. Das Myelom-Forum der Medizinischen Klinik II ist schon seit langem eine feste Größe unter den regelmäßigen Patientenveranstaltungen des Uniklinikums Würzburg (UKW): Am Mittwoch, den 2. Juli 2025 hat der Infonachmittag seine bereits 24. Neuauflage. Zielgruppen sind wieder von der bösartigen Krebserkrankung des Knochenmarks Betroffene, deren Angehörige sowie alle sonstig Interessierte. Bei den sechs Vorträgen im Hörsaal 1 des Zentrums für Innere Medizin (ZIM) an der Oberdürrbacher Straße geht es dieses Mal schwerpunktmäßig um Neuigkeiten aus der Therapie. 

Die körpereigene Abwehr aktivieren

Dabei berichten mit dem Klinikdirektor Prof. Dr. Hermann Einsele, Prof. Dr. Dr. Andreas Beilhack und Dr. Johannes Waldschmidt gleich drei Experten der „Med II“ über aktuelle Aspekte bei den Immuntherapien mit Antikörpern oder Gen-manipulierten T-Zellen, den so genannten CAR-T-Zellen.

Zum besseren Verständnis der Forschungsbemühungen erläutert Prof. Dr. Leo Rasche, warum es heute noch schwierig ist, die nach der Leukämie zweithäufigste Blutkrebserkrankung zu heilen – und was man von der Arbeit der internationalen Myelom-Wissenschaftselite in der nächsten Zeit erwarten darf. 

Mit Waldbaden gegen krebsbedingte Erschöpfung

Vier von fünf Menschen, die eine onkologische Erkrankung überlebt haben, leiden noch Jahre nach Abschluss der Therapie unter den biopsychosozialen Folgen. Zu den häufigsten Symptomen gehört die krebsbedingte Erschöpfung. Ob und wie das Waldbaden als naturheilkundliche Therapie hier helfen kann, untersucht Privatdozentin Dr. Claudia Löffler derzeit in der sogenannten FOREST-Studie, die sie den Forumsteilnehmerinnen und -teilnehmern vorstellt.

Eine rechtzeitige Anmeldung ist wichtig

Die Veranstaltung startet um 15:00 Uhr. Nach jedem Vortrag besteht Gelegenheit, Fragen zu stellen. Der Besuch des Forums ist kostenlos, eine Spende von 10 Euro an die Stiftung „Forschung hilft“ wird jedoch gerne entgegengenommen. Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung bis 25. Juni 2025 wichtig bei Gabriele Nelkenstock, der Selbsthilfebeauftragten des UKW, unter E-Mail: selbsthilfe@ukw.de.

Das genaue Programm findet sich im Veranstaltungskalender unter www.ukw.de/medizinische-klinik-ii.

Über das Multiple Myelom

Das Multiple Myelom ist eine Untergruppe des Lymphknotenkrebses. Dabei entarten im Knochenmark bestimmte Immunzellen. Sie überfluten den Körper mit fehlerhaft produzierten Antikörpern, unterdrücken durch ihr aggressives Wachstum die Blutbildung und schädigen durch verstärkten Knochenabbau das Skelett.

Text: Pressestelle / UKW

ZOM und ZIM- Gebäude
Das 24. Myelom-Forum des Uniklinikums Würzburg findet am 2. Juli 2025 im Zentrum für Innere Medizin statt. Bild: Thomas Pieruschek / UKW

Ehrendoktorwürde für Hermann Einsele

Große Ehre für Professor Hermann Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II des Universitätsklinikums Würzburg: Für seine herausragenden Verdienste um die Wissenschaft und die Kooperation mit der Iuliu Hațieganu University of Medicine and Pharmacy in Cluj-Napoca hat die rumänische Universität den Würzburger Mediziner mit der Ehrendoktorwürde ausgezeichnet.

Prorektor Professor Sorin Claudiu Man und Professor Hermann Einsele
Prorektor Professor Sorin Claudiu Man (links) zeichnete Professor Hermann Einsele mit der Ehrendoktorwürde aus. (Foto: Universität Cluj-Napoca)

„Die Verleihung des Ehrentitels an Herrn Professor Einsele ist ein Stolz für uns alle, für die Medizinische Fakultät und gleichermaßen für unsere Kollegen“, so Rektorin Anca Dana Buzoianu in der Festschrift, die zur feierlichen Ehrung am 29. April 2025 herausgegeben wurde.

Die rumänische Universität würdigte den Würzburger Professor als angesehenen Forscher auf dem Gebiet der Hämatologie und Onkologie. Er genieße internationale Anerkennung für seine herausragenden Beiträge zur medizinischen Forschung, seine internationalen Kooperationen und seine Veröffentlichungen in renommierten Fachzeitschriften.

Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus Cluj-Napoca hat Hermann Einsele viele wissenschaftliche Erfolge erzielt. Darunter sind ein gemeinsames Trainingsprogramm für junge Hämatologinnen und Hämatologen, gemeinsame Forschungsprojekte, die von der European Hematology Association (EHA) und der Europäischen Kommission finanziert werden, ein gemeinsames EU-Exzellenz-Programm sowie zahlreiche gemeinsame, teils hochrangige Publikationen in wissenschaftlichen Fachjournalen.

Über Hermann Einsele

Hermann Einsele wurde 2004 an die Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) berufen. Dem JMU-Präsidium gehörte der gebürtige Stuttgarter sechs Jahre lang als Vizepräsident für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs an.

Professor Einsele ist Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Academia Europaea. Er wurde mit zahlreichen bedeutenden Preisen ausgezeichnet, darunter der Ken Anderson Award (2024) und der Erasmus Haematology Award (2022) der Erasmus Universität Rotterdam (Niederlande) für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Immuntherapie von Krebserkrankungen. Seit 2023 ist er Sprecher des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen NCT WERA.

Pressemitteilung der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg vom 21. Mai 2025

Prorektor Professor Sorin Claudiu Man und Professor Hermann Einsele
Prorektor Professor Sorin Claudiu Man (links) zeichnete Professor Hermann Einsele mit der Ehrendoktorwürde aus. (Foto: Universität Cluj-Napoca)

Hochrisikomerkmale beim Multiplen Myelom

KOMBINATION AUS FISH UND SKY92 VERBESSERT DIAGNOSTIK

Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Martin Kortüm, Inhaber des Lehrstuhls für Translationale Myelomforschung am Universitätsklinikum Würzburg (UKW), zeigt, dass eine Kombination von zwei diagnostischen Methoden (FISH und SKY92) hilft, Hochrisikopatientinnen und -patienten mit Multiplem Myelom zu identifizieren. Die in der Fachzeitschrift HemaSpere veröffentlichte Studie ebnet den Weg für gezieltere und wirksamere Behandlungspläne.

 

Die vier Mediziner in weißen Kitteln nebeneinander im Büro von Hermann Einsele.
Vertreter des Studienteams im Würzburger Myelomzentrum v.l.n.r.: Hermann Einsele, Martin Kortüm, Leo Rasche und Erstautor Xiang Zhou. © Kirstin Linkamp / UKW

Würzburg. Das Multiple Myelom ist nach der Leukämie die zweithäufigste Blutkrebserkrankung, bei der verschiedene bösartige Tumorherde im Knochenmark entstehen. In Deutschland erkranken jährlich etwa 7.000 Menschen an dieser Krebsform, die bislang nicht dauerhaft geheilt werden kann. Durch neue Therapiemöglichkeiten hat sich die Prognose für viele Patientinnen und Patienten verbessert. Bei einem Hochrisiko-MM (HR-MM) schreitet die Erkrankung jedoch schneller voran und die Überlebenschancen sind trotz moderner Behandlungsmethoden deutlich schlechter. Umso wichtiger ist eine frühe und genaue Risikoeinschätzung. Denn klinische Studien konnten zeigen, dass eine risikoadaptierte Therapie die Prognose verbessern kann.

Klinische und genetische Hochrisikomerkmale beim Multiplen Myelom

Es gibt klinische Hochrisikomerkmale wie die extramedulläre Erkrankung oder die Plasmazellleukämie, wenn sich die Myelomzellen außerhalb des Knochenmarks ausbreiten oder im Blut zirkulieren. Darüber hinaus gibt es genetische Faktoren, die auf ein hohes Risiko hinweisen. Um Veränderungen im Erbgut der Krebszelle zu erkennen, darunter die Chromosomenveränderungen del(17p), t(4;14) und +1q21, wird die zytogenetische Analyse mittels Fluoreszenz-in-situ-Hybridisierung (FISH) eingesetzt. Zusätzlich kann eine Genexpressionsanalyse tiefere biologische Einblicke in die Erkrankung geben. Der SKY92-Biomarker besteht aus 92 Genen, deren Aktivität in bösartigen Myelom-Plasmazellen die Aggressivität des Myeloms bestimmen. 

FISH und SKY92: Zwei Methoden zur Risikoeinschätzung kombiniert

Die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Martin Kortüm, Inhaber des Lehrstuhls für Translationale Myelomforschung am Uniklinikum Würzburg (UKW), kombinierte in ihrer in der Fachzeitschrift HemaSpere publizierten Studie die diagnostischen Methoden FISH und SKY92 und analysierte, wie effektiv diese Kombination im klinischen Alltag ist, um Patientinnen und Patienten mit hohem Risiko zu identifizieren. Dazu untersuchten sie das Knochenmark von 258 Patientinnen und Patienten mit Multiplem Myelom, davon 109 mit neu diagnostiziertem Multiplem Myelom (NDMM) und 149 mit rezidiviertem/refraktärem Multiplem Myelom (RRMM). 

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Kombination von FISH und SKY92 eine genauere Risikoeinschätzung ermöglicht. SKY92 hilft bei der Identifizierung von Hochrisikoerkrankungen, die mit FISH nicht erkannt werden, sowie bei der Identifizierung von Patienten mit Ultra-Hochrisiko-Merkmalen“, sagt Dr. Xiang Zhou, Assistenzarzt an der Medizinischen Klinik II des UKW unter der Leitung von Prof. Dr. Hermann Einsele und Erstautor der Studie. 

„Unsere Erkenntnisse könnten in Zukunft dazu beitragen, die Behandlung besser auf das individuelle Risiko abzustimmen“, ergänzt Martin Kortüm. „Wenn wir ein erhöhtes Risiko frühzeitig kennen, könnten wir zum Beispiel aggressivere Therapien früher einsetzen oder neue Behandlungsansätze in Studien testen.“

Das Myelomzentrum am UKW ist eines der europaweit führenden Zentren für die Behandlung des Multiplen Myeloms und derzeit der einzige Anbieter des innovativen SKY92-Tests in Deutschland. „Die Anwendung ist allerdings noch experimentell“, erklärt Martin Kortüm. „Wir planen aber weitere Schritte, um unseren Patientinnen und Patienten diesen Test auch in der Regelversorgung anbieten zu können.“

www.ukw.de/myelomzentrum

Text: KL / Wissenschaftskommunikation

Publikation: 
Xiang Zhou, Annika Hofmann, Benedict Engel, Cornelia Vogt, Silvia Nerreter, Yoko Tamamushi, Friederike Schmitt, Maria Leberzammer, Emilia Stanojkovska, Marietta Truger, Xianghui Xiao, Christine Riedhammer, Maximilian J Steinhardt, Mara John, Julia Mersi, Seungbin Han, Umair Munawar, Johannes M Waldschmidt, Claudia Haferlach, Hermann Einsele, Leo Rasche, K Martin Kortüm. Combining SKY92 gene expression profiling and FISH (according to R2-ISS) defines ultra-high-risk Multiple Myeloma. Hemasphere. 2025 Jan 23;9(1):e70078. doi: 10.1002/hem3.70078. PMID: 39850647; PMCID: PMC11754766.
 

Die vier Mediziner in weißen Kitteln nebeneinander im Büro von Hermann Einsele.
Vertreter des Studienteams im Würzburger Myelomzentrum v.l.n.r.: Hermann Einsele, Martin Kortüm, Leo Rasche und Erstautor Xiang Zhou. © Kirstin Linkamp / UKW

Kontakt, Öffnungszeiten, Sprechzeiten

Telefon

Direktor
Prof. Dr. med. Hermann Einsele

Sekretariat
Brigitte Schäfer
+49 931 201-40001

E-Mail

Direktor
einsele_h@ ukw.de

Fax

+49 931 201-640001


Anschrift

Medizinische Klinik und Poliklinik II des Universitätsklinikums | Zentrum Innere Medizin (ZIM)| Oberdürrbacher Straße 6 | Haus A3 | 97080 Würzburg | Deutschland